Aufgeschrieben im Jahr 2013
Jehovas Zeugen haben sich schon immer dafür interessiert, was Jesus mit der Generation meint, die nicht vergehen würde. Denn sie wollten wissen, wann alle diese Dinge, von denen Jesus sprach und das Ende des gegenwärtigen Weltsystems herbeiführen würden, geschehen sind. Es gab dann aber immer wieder neue Erklärungen, weil die Zeit verstrich und das Ende nicht kam. In dieser Abhandlung wird nun nochmals Licht auf die Worte Jesu gegeben, hoffentlich das letzte Mal!
Wir wollen nun die Aussage Jesu aus Matthäus 24:34 (auch Markus 13:30 und Lukas 21:32) näher betrachten.
Matthäus Kapitel 24
Lies Matthäus 24:34
Jesus gibt hier zu verstehen, dass eine gewisse Generation nicht vergehen wird, bevor die Dinge, von denen er zuvor geredet hat und die eine große Drangsal einschließen, geschehen würden. Doch was ist mit dieser Generation gemeint?
Um dies herauszufinden, müssen wir zwei Dinge im Sinn behalten. Zum einen muss es einen einleuchtenden Grund geben, weshalb Jesus diese Worte redete und ihm so wichtig war, dies zu betonen. Er redete diese Worte sicherlich nicht, damit man darüber spekuliert, wann das Ende kommt.
Zum anderen müssen wir die Frage der Jünger im Sinn behalten, auf die Jesus eine Antwort gab:
Die Erfüllung im ersten Jahrhundert
Betrachte Matthäus 24:1-3
Die Jünger wollten also in ihrem ersten Teil der Frage wissen, wann der Tempel so zerstört wird, wie Jesus es ihnen gesagt hat, dass nämlich kein Stein auf dem anderen gelassen wird.
Und wenn wir nun Matthäus 24:34 zuerst als Antwort auf diese Frage verstehen, dann haben wir es leichter, die Worte Jesu nachzuvollziehen, da wir heute wissen, wann Jerusalem und der Tempel zerstört wurden.
Die Jünger stellten ihre Frage kurz vor der Hinrichtung Jesu an einem Marterpfahl. Es war das Jahr 33 u. Z. Und wie wir aus der Geschichte wissen, wurde Jerusalem im Jahr 70 u. Z. vollständig zerstört. Zwischen der Hinrichtung Jesu und dem Ende des jüdischen Systems lagen also 37 Jahre. Was bedeutet dies?
Das Ende des jüdischen Systems war ein Strafgericht Jehovas, das vollstreckt wurde, weil die Juden den Messias verwarfen und ihn auslieferten, dass er an einen Pfahl starb (Matthäus 23:37,38; Lukas 13:34,35; 23:28-31). Und diese Vollstreckung des Strafgerichts kam nun 37 Jahre später.
Joab als Beispiel
Beachten wir einmal einen anderen Bibelbericht. Joab war der Heeroberste Davids. Aber er tat nicht immer, was recht war, sondern wurde zum Mörder, da er zwei Männer ermordete, die Gerechter waren, als er. Als das Königtum an Salomo überging, gab David seinem Sohn Salomo die Anweisung, Joab für seine Vergehen zur Rechenschaft zu ziehen und ihn mit dem Tode zu betrafen:
1. Könige Kapitel 2
Betrachte 1. Könige 2:5, 6
Hier heißt es auszugsweise: Und du selbst weißt auch wohl, was Jọab, der Sohn der Zerụja, mir angetan hat … Und du sollst … seine grauen Haare nicht in Frieden zum Scheọl hinabfahren lassen.
Salomo befolgte diese Anweisung:
Betrachte 1. Könige 2:31, 32
Beachten wir, dass Joab schon alt war und bald wäre er ohnehin gestorben. Doch war es David offensichtlich wichtig, dass er vorher noch die Strafe für sein Vergehen erhalten sollte. Er sollte nicht „in Frieden zum Scheol hinabfahren“, also an normaler Altersschwäche sterben.
Und genauso ist es mit den Leuten, die für die Auslieferung Jesu und seiner Hinrichtung verantwortlich waren. Einige der jüngeren Sanhedrin-Mitglieder, die der Hinrichtung Jesu zustimmten, waren damals vielleicht 30 oder 40 Jahre alt. Im Jahr 70 u. Z. waren sie dann 67 oder 77 Jahre alt und lebten noch, als das Strafgericht an Jerusalem vollstreckt wurde. Und genau das muss Jesus gemeint haben. Diese Generation der Juden, die für die Hinrichtung Jesu verantwortlich war, sollte noch nicht vergangen sein, wenn das Strafgericht an Jerusalem vollstreckt wird, sodass einige dieser Männer noch am Leben sind. Und so, wie es David wichtig war, dass Joab nicht vorher an Altersschwäche stirbt, so ist es in den Augen Jehovas und Jesu wichtig, dass einige der Mörder Jesu noch am Leben sind und die Strafe zu ihren Lebzeiten empfangen.
Erfüllung in unseren Tagen
Nun stellt sich die Frage, wie sich diese Prophezeiung in unseren Tagen erfüllt, da Jesus nicht nur über das Ende des jüdischen Systems, sondern auch über die letzten Tage des gesamten Weltsystems gesprochen hat.
Dazu müssen wir verstehen, mit was das Ende des jüdischen Systems zu vergleichen ist.
Bevor Jesus das Ende des jüdischen Systems ankündigte, redete er über die Pharisäer und Schriftgelehrten deutliche verurteilende Worte:
Betrachte Matthäus 23:33-36
Hier spricht Jesus über die Hauptdrahtzieher der üblen Dinge, durch die das Ende des jüdischen Systems 70 u. Z. unvermeidbar wurde. Aber er erwähnt auch Abel, der von Kain ermordet wurde, lange bevor es das jüdische System überhaupt gab. Kain war der erste Vertreter der falschen Religion. Und das Gericht an der falschen Religion wird im Bibelbuch Offenbarung in den Kapiteln 17 und 18 beschrieben. Hier wird sie mit „Babylon die Große” bezeichnet.
Über diese Vertreterin wird gesagt, dass in ihr das Blut von Propheten und von Heiligen und anderen Opfern gefunden worden ist (Offenbarung 18:24). Im Laufe der Geschichte sind ihr viele zum Opfer gefallen. Im Mittelalter gab es die Hexenprozesse und viele, die die Wahrheit geredet hatten, wurden Opfer der Inquisition, einige auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Doch das Ende der falschen Religion soll plötzlich kommen als Strafgericht von Jehova:
Betrachte Offenbarung 18:8
Daraus kann man sehen, dass ein noch größeres Ereignis als die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 u. Z. unmittelbar vor uns liegt, nämlich das Ende der falschen oder fehlgeleiteten organisierten Religion. Und wieder sollte es eine Generation geben, die noch nicht vergangen sein wird, wenn das Gericht an der falschen Religion plötzlich hereinbricht. Es sollte sich dabei um Personen handeln, die in besonderer Weise dieses Strafgericht verdient haben, sodass es noch zu ihren Lebzeiten eintrifft, also Personen, die das Maß voll gemacht haben (Matthäus 23:29-32). Denn auch die Pharisäer und Schriftgelehrten waren nicht für die Missetaten ihrer Vorväter verantwortlich, dennoch standen sie stellvertretend für all die Missetaten seit Bestehen des jüdischen Systems und sogar seit den Tagen Kains. Denn in ihrer Generation kam das Strafgericht (Matthäus 23:35,36).
Der Verwalter
Aber welche Personen sind es, die das Maß voll gemacht haben und die das Gericht persönlich noch erleben werden? Die Geistlichen, die im Mittelalter Böses taten, sind schon lange tot. Auch die Geistlichen, die sich in den Ersten Weltkrieg verwickeln ließen und für Verfolgungen von Dienern Jehovas in dieser Zeit verantwortlich waren, sind schon tot. Selbst die religiösen Führer, die sich auf Hitler eingelassen hatten, leben heute nicht mehr, denn auch diese Zeit liegt schon mehr als 70 Jahre in der Vergangenheit (keine 37 Jahre). Aber es gibt ein Bibeltext, der darüber Aufschluss gibt:
Betrachte Lukas 12:42-48
Hier ist von einem treuen Verwalter die Rede, der seinem Herrn gefällt, weil er (geistige) Speise zur rechten Zeit austeilt. Er wird deshalb über die ganze Habe gesetzt. Doch dann wird der Verwalter böse, schlägt seine Knechte und die Mägde und wird trunken. Sein Herr bestraft ihn bei der Ankunft mit der größten Strenge. Begründet wird die große Strenge damit, dass er gerade deswegen, weil er den Willen seines Herrn verstand und dennoch nicht tat, was recht ist, besonders viele Schläge verdient hat. Und von jemandem, dem man über vieles gesetzt hat (die ganze Habe), wird man mehr verlangen.
Deshalb sind es nicht die Geistlichen der Christenheit, die hier gemeint sind, sondern es ist jene Organisation (Verwalter), die in der Zeit des Endes das Werk des Zeugnisgebens gemäß Matthäus 24:14 innegehabt hat. Ja, ausgerechnet diejenigen, die Jehova gebrauchte und die eine solch große Erkenntnis über den Vorsatz Jehovas besitzen und die die falschen Lehren und Praktiken der falschen organisierten Religion bloßgestellt haben. Wenn in dieser Organisation wieder Ungerechtigkeit gefunden wird, wenn wieder Prozesse stattfinden, die an die Hexenprozesse des Mittelalters erinnern, dann ist sozusagen das Maß für das Gericht an der falschen Religion voll gemacht worden (Matthäus 23:29-32).
Denken wir noch einmal an das Beispiel Joabs. Was war das für ein Mensch? Lesen wir, wie er mit Absalom verfuhr:
Betrachte 2. Samuel 18:14-15
Drei Speerschäfte mussten es sein, die er dem Absalom durchs Herz trieb. Man kann erkennen, wie sehr Joab auf die Bestrafung und Hinrichtung des Übeltäters aus war. David hingegen war ganz anders eingestellt. Nun war Absalom wirklich ein großer Übeltäter. Aber das kann nicht von Abner und Amasa gesagt werden, die er auch hinrichtete. Joab war der Heeroberste in Davids Heer und somit prinzipiell auf der richtigen Seite. Abner war der Heeroberste in Sauls Heer und Saul wurde von Jehova verworfen. Das hat dem Joab als Hinrichtungsgrund schon genügt, ungeachtet der Tatsache, dass Abner schon zu David übergelaufen war. Und Amasa tötete er, weil dieser zu Absalom gehalten hatte. Auch wenn Amasa nicht unschuldig war, wäre Joab nicht befugt gewesen, ihn einfach zu töten.
Bannsprüche verraten uns, wer zu der Generation gehört
Auch in der Organisation, die in der Zeit des Endes das Werk des Zeugnisgebens innegehabt hat, sind Entwicklungen in Gang gekommen, die es möglich gemacht haben, gegen eigene Mitbrüder hart vorzugehen. Ab dem Jahr 1952 wurde die Möglichkeit, jemanden aus der Christenversammlung auszuschließen, geregelt (siehe der Wachtturm vom 01.09.1977 S. 539 „Trauer und Bestattungen“ unter „Begräbnisfeiern für Ausgeschlossene?“) [31]. Natürlich sollte dies nur bei Personen geschehen, die schwer gesündigt hatten und keine Reue gezeigt hatten. Doch im Laufe der Zeit wurde man offenbar strenger. Jedenfalls gab es bald Personen, die wie Joab auf Strenge aus waren (2. Samuel 3:39; Offenbarung 12:10). Schließlich wurde 1981 Raymond Franz ausgeschlossen, der zuvor ein Glied der leitenden Körperschaft war. Ausgeschlossene betrachtet man als geistig tot, von der Christenversammlung und von Jehova abgeschnitten, besonders, wenn sie als Abtrünnige betrachtet werden.
Es ist auch ein Bannspruch, da der Ausgeschlossene zwar weiter die Zusammenkünfte besuchen kann, aber niemand mehr mit ihm redet. Und dies wird in der Bibel mit den Methoden Babylons (der Großen) in Verbindung gebracht.
In Jesaja 47:8-11 erfahren wir, wie Jehova darüber urteilt:
Betrachte Jesaja 47:8-11
Man beachte, dass das Strafgericht über Babylon „wegen der Fülle der Macht deiner Bannsprüche — im Übermaß“ kommen soll. Wer denkt, dies treffe nur auf das alte Babylon zu, der betrachte den Paralleltext in Offenbarung 18:7, 8:
Lies!
Auch hier ist davon die Rede, dass an e i n e m Tag ihre Plagen kommen und dass sie in ihrem Herzen spricht: „Witwe bin ich nicht”!
Also dürfen diese harten Richter, die zur Joabklasse gehören, nicht alle in Frieden vorher sterben. Das Gericht über sie und über die Organisation muss kommen!
Autor: Bernd Oelschlägel, niedergeschrieben im Jahr 2013
CC-BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)
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