Unparteilichkeit

Unparteilichkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften, durch die sich die Schöpfung auszeichnet. Das kann man klar durch die Naturgesetze erkennen. Auch in der Bibel wird dieses Prinzip hervorgehoben. Sie ist ein Schlüssel zum Verständnis der Handlungsweisen Gottes. Dem Menschen ist diese Eigenschaft verloren gegangen, worin die Probleme der Menschheit ihren Ursprung haben.

Wir wollen zunächst die Unparteilichkeit in den Naturgesetzen untersuchen. Wir werden sehen, dass sie das wichtigste Grundprinzip darstellt, nach dem diese Gesetze ausgerichtet sind.

Unparteilichkeit in den Naturgesetzen

Um die Naturgesetze zu erforschen, führen Physiker Experimente durch, um Messdaten zu gewinnen. Diese finden zum Beispiel in irgendeinem Forschungsinstitut auf der Erde statt. Man kann auch das Licht von Sternen und anderen entfernten Objekten untersuchen, um den in der materiellen Welt ablaufenden Gesetzen auf den Grund zu gehen. Hier dient uns der ausgedehnte Weltraum als Versuchsstätte.

Doch was ist das grundlegende Ergebnis? Es spielt keine Rolle, an welchem Ort man sich befindet oder aus welchem Ort die Daten kommen. Die Naturgesetze sind immer gleich.

Auch wenn man das Licht von Objekten untersucht, die Millionen Lichtjahre von uns entfernt sind, findet man die gleichen Naturgesetze wie hier auf der Erde. Das Licht war zwar Millionen Jahre unterwegs und eigentlich schaut man in die Vergangenheit. Aber das ändert nichts an der Tatsache: Die Naturgesetze sind an jedem Ort und zu jeder Zeit immer dieselben.

Es spielt auch keine Rolle, in welche Richtung man schaut. Keine Himmelsrichtung zeichnet sich vor einer anderen aus.

Erhaltungssätze und Gleichverteilung

Diese Eigenschaften spiegeln sich in sogenannten Erhaltungssätzen wider. Man stellt fest, dass die Gesamtenergie in einem abgeschlossenen System erhalten bleibt. Dieser Energieerhaltungssatz lässt sich mathematisch darauf zurückführen, dass zu jedem Zeitpunkt die gleichen Gesetze gelten. Genauso findet man den Impuls- und den Drehimpulserhaltungssatz wegen der Symmetrie des Raumes.

Diese Erhaltungssätze gelten auch bei komplexen Vorgängen, die man sonst kaum berechnen könnte. Ein Gas, aber auch jedes Stück Materie, besteht aus einer riesigen Zahl von Einzelbestandteilen wie Atome oder Moleküle. Sie sind ständig in Bewegung und führen Stöße untereinander aus. Solche Dinge kann man nur statistisch berechnen. Trotzdem verhält sich das komplexe Gebilde als Ganzes äußerst gesetzmäßig. Woran liegt das?

Wenn das System im Gleichgewicht ist, findet man die Gesetze der Thermodynamik. Zum einen gilt der Energieerhaltungssatz, dass die Gesamtenergie aller Bestandteile erhalten bleibt. Man führt die physikalische Größe Temperatur ein und versteht, wie sich die einzelnen Teilchen verhalten, welche Energie sie im Mittel haben und wie diese um den Mittelwert schwankt. Man hat nämlich festgestellt, dass dies bei allen Teilchen bzw. Bewegungsformen, die möglich sind, gleich ist. In jeder Bewegungsmöglichkeit, die man auch als Freiheitsgrad bezeichnet, steckt im Mittel die Energie ½ k·T, wobei T die absolute Temperatur und k eine Naturkonstante, die sogenannte Boltzmannkonstante ist. Es gibt also keine Bevorzugung einer Bewegungsform.

Unparteilichkeit der Bewegung

Im 19. Jahrhundert erforschte man die Gesetze von Magnetismus und Elektrizität. Ein Strom, bewegte elektrische Ladung oder ein sich veränderndes elektrisches Feld, ruft ein Magnetfeld hervor. Ein sich veränderndes Magnetfeld erzeugt nach dem Induktionsgesetz ein elektrisches Feld. Beides kann so ineinander geschachtelt sein, dass eine elektromagnetische Welle entsteht, bei der sich elektrische und magnetische Felder gegenseitig erzeugen. Sie muss sich nach den experimentell ermittelten Gesetzen mit einer ganz bestimmten Geschwindigkeit fortbewegen. Die Geschwindigkeit kann man mit den im Labor ermittelten Naturkonstanten berechnen. Sie beträgt ungefähr 300.000 km pro Sekunde. Das Licht ist eine solche elektromagnetische Welle.

Wenn wir also in einem Versuchslabor die Geschwindigkeit dieser elektromagnetischen Welle messen oder berechnen, muss diese Geschwindigkeit herauskommen. Aber was ist, wenn das Labor in einem Raumschiff untergebracht wäre, das sich selbst mit hoher Geschwindigkeit bewegt?
Das Labor auf der Erde muss ja die Erdrotation, die Bewegung der Erde um die Sonne und die Bewegung der Sonne um das galaktische Zentrum und die Bewegung der Galaxie mitmachen.

Erstaunliche Konsequenzen

Nehmen wir an, wir laufen in einem Zug in Fahrtrichtung mit 5 km/h. Der Zug bewegt sich mit 100 km/h. Sind wir dann nicht 105 km/h schnell? Das wäre in diesem Fall so. Die Geschwindigkeiten addieren sich.

Nun sind die Naturgesetze nicht nur an jedem Ort und zu jeder Zeit, sondern auch bei jeder Geschwindigkeit, mit der sich das Labor bewegt, stets unveränderlich. Und weil man aus den Gesetzen eine Geschwindigkeit, nämlich die des Lichts, ermitteln kann, muss diese immer gleich sein. Wie ist das möglich? Nur wenn Raum und Zeit zu etwas Relativem werden, also ihren absoluten Charakter verlieren. Dann muss ein mitreisender Beobachter für seine Reise eine kürzere Zeit messen als der außenstehende Beobachter.

Für den reisenden Beobachter verkürzt sich auch die Entfernung. Er könnte einen 10 Lichtjahre entfernten Stern theoretisch in weniger als 10 Jahren erreichen, obwohl er immer langsamer als das Licht reist. Für den nicht mitreisenden Beobachter benötigt er immer länger als 10 Jahre.

Solche Phänomene sind unter dem Begriff Relativitätstheorie bekannt. Was für verrückte Dinge das doch sind. Aber nur auf diese Weise wird der Grundsatz der Unparteilichkeit beibehalten. Es gibt keine bevorzugte Geschwindigkeit, wie es keinen bevorzugten Ort oder bevorzugte Richtung im Raum gibt. Die Gesetze sind immer gleich. Und das Licht bewegt sich gemäß diesen Gesetzen immer mit derselben Geschwindigkeit an dir vorbei.

Was hat sich der Schöpfer hier ausgedacht, um die Unparteilichkeit sicherzustellen! Aber dieses Prinzip muss deshalb überall in seiner ganzen Schöpfung von herausragender Bedeutung sein.

Gravitation und Quantenphysik

Und wie ist es, wenn die Schwerkraft ins Spiel kommt? Die Schwerkraft ist nichts anderes als eine Beschleunigung. Wenn man sich im freien Fall befindet, gibt es keine Schwerkraft und alles ist wieder so, wie oben beschrieben. Wenn man den freien Fall als Bezugssystem hat, dann ist es, wie wenn man ständig nach oben beschleunigt wird, während man auf der Erde steht. Durch diese Beschleunigung entsteht die Kraft, die uns nach unten drückt und als Schwerkraft bezeichnet wird.

Auch das Licht, das die Sonne abstrahlt, ist dieser Beschleunigung ausgesetzt. Wenn es bei uns mit Lichtgeschwindigkeit ankommt, müsste die Sonne es eigentlich mit höherer Geschwindigkeit abstrahlen, da es von der Schwerkraft der Sonne auf dem Weg zu uns abgebremst wird. Das kann aber nicht sein, da Licht eben immer Lichtgeschwindigkeit hat, wie wir schon gesehen haben. Die Lösung des scheinbaren Widerspruchs besteht darin, dass die Uhren auf der Sonnenoberfläche etwas langsamer laufen. Das hat zur Folge, dass die Lichtwellen bei uns angekommen etwas langsamer schwingen, als die Sonne sie abstrahlt. Man nennt dies gravitative Rotverschiebung.

Wir finden noch einen scheinbaren Widerspruch: Das Licht hat auf dem Weg zu uns Energie verloren, weil es gegen die Schwerkraft der Sonne sozusagen bergauf flog. Weil zwischen Sonne und uns nur leerer Raum ist, kann es unterwegs aber nicht verloren gehen. Denn jeder Ort auf dem Weg zu uns ist gleichberechtigt und wegen des leeren Raumes wird kein Licht erzeugt, noch etwas verschluckt. Und dennoch hat das Licht weniger Energie. Es könnte zum Beispiel beim Auftreffen auf einer schwarzen Fläche weniger Wärme erzeugen. Wie kann der Widerspruch gelöst werden?

Die Lösung besteht darin, dass Licht nicht nur eine Welle ist, sondern gleichzeitig aus Teilchen besteht. Die Energie eines einzelnen Lichtteilchens (den Lichtquanten, auch Photonen genannt) hängt von der Lichtfrequenz ab. Je höher die Frequenz, desto höher die Energie. Die Energie des Lichtquants ist das Produkt aus einer Naturkonstante, Plancksches Wirkungsquantum genannt, und der Frequenz. Daraus ergibt sich die Lösung des scheinbaren Widerspruchs: Die Zahl der Lichtteilchen bleibt auf dem Weg von der Sonne zu uns gleich. Aber weil die Uhren auf der Sonnenoberfläche langsamer laufen, wird die Frequenz kleiner und damit wird durch das oben erwähnte Gesetz die Energie der ankommenden Lichtteilchen entsprechend kleiner.

Fazit

All das ist die Folge der strikten Einhaltung des Prinzips der Unparteilichkeit. Vielleicht ist Unparteilichkeit nicht ganz das richtige Wort. Man gebraucht es eher in Verbindung mit Menschen, die parteilich oder unparteilich sein können. Hier ging es bis jetzt um die unbelebte Schöpfung. Es ist schwer, hier ein anderes Wort zu finden. Vielleicht Gleichverteilung, alle Orte, alle Raumrichtungen, sind gleichwertig, Geschwindigkeiten sind relativ: Man kann nicht entscheiden, wer sich bewegt und wer in Ruhe ist. Das hat uns zur Relativitätstheorie und schließlich zur Quantenphysik geführt, da Licht gleichzeitig Welle und Teilchen sein muss.

Aber wenn sich die Naturgesetze stets und mit unbegreiflicher Konsequenz an dieses Prinzip halten, muss es bei uns Menschen genauso wichtig sein. Es ist das Grundprinzip der ganzen Schöpfung. Wir wollen dies nun in Verbindung mit uns Menschen betrachten, was wir daraus lernen können.

Die Menschenherrschaft bricht mit Gottes Unparteilichkeit

Alle Menschen kamen nackt aus dem Mutterleib hervor. Da gibt es keine Unterschiede. Der Bettler am Straßenrand kam so zum Leben. Aber wie ist es bei den ganz Reichen, den Milliardären? Und wie verhält es sich mit mächtigen Politikern, die über Millionen Menschen herrschen und sich in strahlendem Glanz präsentieren? Sie sind immer gut gekleidet und können hervorragend reden. Aber das war nicht immer so. Jeder Einzelne von ihnen kam genauso nackt aus dem Mutterleib wie jener Bettler.

Unser Schöpfer sah ursprünglich vor, eine Menschheit zu schaffen, die seine Unparteilichkeit widerspiegelt. Doch es kam anders. Angestachelt von einem ehrgeizigen Geistgeschöpf, wollten die Menschen selbst entscheiden, was gut und böse ist. Dazu entstanden die verschiedenen Formen der Menschenherrschaft. Sie haben alle gemeinsam, dass wenige Menschen über viele herrschen. Dies führte zwangsläufig zu einem Bruch mit dem Prinzip der Unparteilichkeit (siehe den Artikel »Die Himmelsleiter«).

Man bemüht sich sehr, den Mangel zu beheben. Man legitimiert die Macht durch eine demokratische Wahl. Oder man betont die Unparteilichkeit der von Menschen gemachten Gesetze, an die sich alle halten müssten, ob klein oder groß. Man schafft Institutionen mit ihren Satzungen, so Art Gruppenwesen, um die Machtfrage zu abstrahieren.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich direkt auf Gott zu berufen. Man bildet einen Gottesstaat. Gott selbst setzt angeblich gewisse Personen ein, die dann in seinem Namen herrschen dürfen. Dies macht man auch in einer Religionsgemeinschaft. Gewisse Personen, die Ältesten zum Beispiel, sind angeblich von Gott oder seinem Geist eingesetzt worden und haben deshalb Befugnisse, die andere nicht haben.

Durch Christus zur Unparteilichkeit zurückfinden

Doch in der Christenversammlung sollte es nicht so sein. Jesus machte klar, dass wir nur einen Vater und einen Führer haben, nämlich den Vater im Himmel und Christus, während seine Jünger alle Brüder sind. Es sollten also keine parteiischen Unterschiede zwischen Jesu Jüngern mehr geben. Er erklärte dies geduldig seinen Jüngern. Wenn einer von ihnen groß werden möchte, soll er wie der Jüngste werden und wie ein Diener und nicht der Herr und auch nicht der geehrte Wohltäter (Matthäus 23:8-12; Lukas 22:24-26).

Jesus selbst war wie der Geringste der Menschen, da er an einem Marterpfahl starb. Es heißt in der Bibel: „Verflucht ist jeder, der an einen Stamm gehängt ist.“ (Galater 3:13; 5. Mose 21:23). Und die Bauleute unter den Menschen, die entschieden, was als gut und was als böse zu gelten hat, verwarfen ihn (Apostelgeschichte 4:11). Durch diese Dinge sollte die Grundlage für eine unparteiliche menschliche Gesellschaft gelegt werden.

Die Namenschristen fallen zurück

Doch später wurden die Menschen, die vorgaben, Christen zu sein, wieder parteiisch. Sie vermischten die Werte der unparteilichen Gottesherrschaft mit der Menschenherrschaft. Sie benutzten den Glauben der Menschen, um auf trickreiche Art und Weise über sie zu herrschen. Es bildete sich eine Geistlichenklasse heraus. In Gottes Augen ist die Vermischung von Hingabe an den unparteilichen Gott und die parteiliche Menschenherrschaft wie Ehebruch. Darum wird das entstandene Gebilde auch als Mutter der Huren und der abscheulichen Dinge der Erde bezeichnet. Ein anderer Name ist „Babylon die Große“ (Offenbarung 17:5).

Im 19. Jahrhundert gab es eine Gruppe von Laienpredigern, die dies klar erkannt hatten. Sie wussten, dass die Kirchen und auch alle neuen kirchlichen Gruppierungen zu Babylon der Großen gehören. Sie haben die Verwerflichkeit der Herrschaft einer Geistlichenklasse klar erkannt und dass Gott sie richten würde, wie es aus Offenbarung 17 und 18 hervorgeht. Außerdem haben sie erkannt, dass die Menschheit in eine entscheidende Phase gekommen ist, in der die auf Parteilichkeit beruhende Menschenherrschaft schließlich zu Ende geht. Diese Laienprediger wurden ernste Bibelforscher genannt. Die heutigen Zeugen Jehovas gingen aus ihnen hervor. Wie würde es mit ihnen weitergehen?

An Gottes Unparteilichkeit zu Fall gekommen

Der Gründungsvater der ernsten Bibelforscher wollte keine neue Kirche gründen. Denn es gab schon mehr als genug. Er wusste wohl, dass eine neue Kirche nur ein neuer Ableger Babylons der Großen sein kann. Warum sollte seine Kirche die große Ausnahme sein? Wenn alle Kirchen zu Babylon der Großen gehören, wäre das bei der von ihm gegründeten Kirche bestimmt auch so. Das gebietet die Unparteilichkeit der Gesetzmäßigkeit, die eine religiöse Gruppe im Laufe der Zeit zu Babylon der Großen werden lässt, auch wenn ihr Anfang gut war (siehe das Video Glaube in Aktion, Teil 1).
Nun berufen sich Jehovas Zeugen auf die Erfüllung eines Bibeltextes. Es heißt in Matthäus 24:45-47:

Wer ist in Wirklichkeit der treue und verständige Sklave, den sein Herr über seine Hausknechte gesetzt hat, um ihnen ihre Speise zur rechten Zeit zu geben? Glücklich ist jener Sklave, wenn ihn sein Herr bei der Ankunft so tuend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über seine ganze Habe setzen.

Matthäus 24:45-47, NWÜ 1986

Die Formulierung „Wer ist in Wirklichkeit …“ bringt Gottes Unparteilichkeit zum Ausdruck. Er bevorzugt nicht einfach eine Gruppe von Menschen, die sich Christen nennen. Es kommt einzig darauf an, als was sie sich in Wirklichkeit erweisen. Durch welche Eigenschaft und welche Handlungsweise sie sich tatsächlich auszeichnen, ohne dass man auf irgendwelche Etiketten achtet.

Jehovas Zeugen zu Beginn

Nun haben die ernsten Bibelforscher tatsächlich geistige Speise zur rechten Zeit ausgeteilt, indem sie zu dieser Zeit (um 1914) darauf hingewiesen haben, dass die biblischen Prophezeiungen über die letzten Tage des Systems der Menschenherrschaft in Erfüllung gehen und indem sie das Gericht an Babylon der Großen angekündigt hatten. Sie redeten über Gottes Plan der Zeitalter, bevor der Erste Weltkrieg ausbrach.
Deshalb schloss sich ihrer Tätigkeit ein großes Predigtwerk an, durch das ein weiterer Bibeltext: Matthäus 24:14 durch sie in Erfüllung gehen sollte.

Dass hierfür die ursprünglich sehr kleine Gruppe von Laienpredigern gebraucht wurde und nicht eine große Kirche der Christenheit, ist auf Gottes Unparteilichkeit zurückzuführen. Die Etiketten der großen Kirchen, die den Namen haben, zählten nicht. Die großen christlichen Institutionen mit ihren vielen gelehrten Leuten und die vielen Anhänger taten das nicht, was die Bibelforscher getan haben. Sie ignorierten den Gedanken der Bibelforscher über Gottes Plan der Zeitalter. Und für Gott zählt ausschließlich, was jemand tatsächlich tut.

Aber wie ist es heute? Als was erweisen sich Jehovas Zeugen heute?

Jehovas Zeugen heute

Diese Frage wird in der Fortsetzung des schon genannten Bibeltextes beantwortet. In Matthäus 24:48-51 heißt es weiter:

Wenn aber jener übelgesinnte Sklave je in seinem Herzen sagen sollte: ‚Mein Herr bleibt noch aus‘ und anfangen sollte, seine Mitsklaven zu schlagen, und mit den Gewohnheitstrinkern essen und trinken sollte, wird der Herr jenes Sklaven an einem Tag kommen, an dem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht kennt, und wird ihn mit der größten Strenge bestrafen und wird ihm sein Teil mit den Heuchlern zuweisen. Dort wird [sein] Weinen und [sein] Zähneknirschen sein

Matthäus 24:48-51, NWÜ 1986

Heute werden die „Mitsklaven“ geschlagen, indem man ihnen ihre Rechte wegnimmt, sie streng behandelt, Rechtskomitees gegen sie bildet, sie zurechtweist oder ausschließt und mit vielen Vorschriften belastet. Dadurch fürchtet man wieder Menschen, die die Führung übernehmen und auf diese Weise eine Geistlichenklasse bilden.

Familien werden gespalten, weil man sogar mit engsten Familienangehörigen, die ausgeschlossen sind, nicht mehr spricht und sie ächtet. Die Gewohnheitstrinker sind die bisherigen Vertreter von Babylon der Großen, die die Menschen mit falschen Lehren eingelullt haben. Ächtung war lange Zeit ein wichtiges Machtmittel der Kirchen. Man hat also wieder die Verhältnisse, durch die sich Babylon die Große auszeichnet.

Wegen der Unparteilichkeit kann Gott nicht einfach darüber hinwegsehen und argumentieren, dass sie ja zu seiner ausgewählten Glaubensgemeinschaft gehören.
Wieder zählt nur das, was sie tatsächlich tun oder als was sie sich in Wirklichkeit erweisen und nicht, was sie vorgeben zu sein.

So hat aufgrund der Unparteilichkeit Gottes eine unbedeutend kleine Gruppe das in der Bibel vorausgesagte Werk tun dürfen. Aber wegen derselben Unparteilichkeit werden sie von Gott verworfen und sogar als Vertreter Babylons der Großen betrachtet.

Unparteilichkeit in der Praxis

Wir wollen nun einige Beispiele in Verbindung mit den Zeugen Jehovas betrachten, die uns zeigen, welche Konsequenzen das Prinzip der Unparteilichkeit hat.

Ein Baptist und ein Methodist kommen zur Wahrheit.

Ein Pfarrer in einer Baptistenkirche studiert die Bibel sehr sorgfältig. Da sich das, was er durch sein Bibelstudium gelernt hat, teilweise sehr von den Lehrmeinungen seiner Kirche unterscheidet, beschließt er, sein Amt als Pfarrer der Kirche an den Nagel zu hängen. Er gibt viele Schriften heraus. Ein Pfarrer der bischöflichen Methodistenkirche findet in einer Straßenbahn ein Traktat von ihm. Er hebt es auf und liest es. Er hält das Gelesene für sehr aufschlussreich, geht der Sache drei Jahre lang auf den Grund. Auch er stellt fest, dass seine Kirche in wichtigen Punkten nicht das lehrt, was die Bibel lehrt. Als Konsequenz gab er sein Amt als Pfarrer auf. Er veröffentlichte dann später eine Monatszeitschrift mit der Bezeichnung „Bible Examiner“.

Das alles ist mittlerweile mehr als 150 Jahre her. Bei den beiden handelt es sich um Henry Grew und George Storrs (siehe das Video Glaube in Aktion, Teil 1 und Wikipedia). Beide hatten Charles Taze Russell, der Gründer der ernsten Bibelforscherbewegung, stark inspiriert. Storrs war am Ende seines Lebens oft bei der Bibelstudiengruppe um Charles Taze Russell dabei.

Wenn du ein Zeuge Jehovas bist, findest du bestimmt alles hervorragend, ja begeisternd, denn es ist deine Geschichte. Aus den ernsten Bibelforschern gingen schließlich die Zeugen Jehovas hervor.

Aber wie sahen es die Geistlichen der beiden Kirchen, aus denen sie ausgestiegen sind? „Das sind Ketzer, Abtrünnige“, mögen sie gesagt haben. Storrs hätte sicher nach ihrer Meinung das in der Straßenbahn gefundene Traktat niemals lesen dürfen. Es war von einem Abtrünnigen.

Und wie sehen wir es, wenn jemand etwas liest, sich drei Jahre lang Gedanken macht und dann sein Amt als Ältester der Zeugen Jehovas aufgibt und sich von der Organisation distanziert?

Wenn wir sagen: „Das ist etwas völlig anderes“, dann haben wir das Prinzip der Unparteilichkeit nicht verstanden. Nach diesem Prinzip ist es prinzipiell das Gleiche. Das Einzige, was einen Unterschied machen kann, ist die Liebe zur Wahrheit. Aber Wahrheit ist keine Floskel, kein Etikett, sondern es bedeutet, wissen zu wollen, was wirklich wahr ist. Er begnügt sich nicht ungeprüft mit dem, was eine Gruppe von Menschen oder eine Kirche oder eine Geistlichenklasse als die Wahrheit betrachtet, denn sonst hätte er nur Liebe zu der Gruppe.

Predigtdiensterfahrungen eines Zeugen Jehovas

Wenn Zeugen Jehovas von Haus zu Haus gehen, um die Botschaft aus der Bibel darzulegen, machen sie oft folgende Erfahrung: Die Leute möchten nicht zuhören. Viele machen noch nicht einmal die Tür auf oder schließen sie, bevor wir auch nur einen Gedanken äußern können. Aber es wäre doch so wichtig, dass sie zuhören. Es geht schließlich um die biblische Wahrheit und eine Erkenntnis, die zu ewigem Leben führt. Wir vertrauen auf Jehova, dass er das Herz derjenigen, die richtig eingestellt sind, die aufrichtig und wahrheitsliebend sind, öffnen mag. Sie müssen gefunden werden, damit wir ihnen die gute Botschaft bringen können. Dann kann Jehova sie segnen.

Aber warum blocken viele gleich ab? Zugegeben, wir kommen nicht immer gelegen. Wir wissen ja nicht vorher, was sie beschäftigt, ob sie gerade Stress haben und mit ihren Gedanken ganz woanders sind. Und dann platzen wir einfach rein. So mögen sie unser Eindringen in ihre Privatsphäre mitunter auch als unverschämt empfinden. Schließlich sind wir Fremde. Sie kennen uns nicht und möchten lieber denen zuhören, die sie gut kennen. Oder wir sind ihnen noch sympathisch, aber das, was wir vertreten, stammt von einer fremden Gruppe, die manche für eine Sekte halten.

Doch in einem bestimmten Predigtdienstgebiet war es besonders schlimm. Schließlich erfahren wir, dass der Pfarrer ihrer Kirche sie ausdrücklich vor Jehovas Zeugen gewarnt hatte. Was mag er ihnen gesagt haben? Vielleicht dieses: „Ihr sollt ihnen nicht zuhören, sondern gleich den Kontakt beenden. Sie präsentieren ihre Lehren zwar mit einer Überzeugung, als wären sie wahr, aber in Wirklichkeit sind es Entstellungen, Ungenauigkeiten oder glatte Lügen. Das haben sie von ihren falschen Lehrern. Sie sind gegen die Kirchen und oft von ihnen ausgetreten.“ So sind die Leute in diesem Gebiet besonders ablehnend.

Predigtdienst andersherum

In JW Broadcasting vom Februar wurde die Situation einer Pionierschwester geschildert, die mit einer Bibelschülerin studierte, bis eine Bekannte reinplatzte. Sie kam mit einem Buch von einem Mann, der früher einmal mit Jehovas Zeugen verbunden gewesen war. Natürlich sollte sich laut Vortragsredner weder sie noch die Bibelschülerin von der Bekannten dazu bringen lassen, das Buch zu lesen.

Aber sehen wir Parallelen zu dem, was der Pfarrer wahrscheinlich gesagt hat und was hier der Vortragsredner eingewendet hat? Genauso wie der Pfarrer die Menschen davon abhält, den Zeugen einmal zuzuhören, hält der Vortragsredner auf JW Broadcasting Zeugen Jehovas davon ab, denen zuzuhören, die sich entschlossen hatten, sich von der Organisation zu distanzieren. Aber ein Zeuge Jehovas ist auch aus der Kirche ausgetreten und er platzt auch einfach herein, um seine wichtige Botschaft zu verkünden. Und seine Botschaft lautet: „Die Geistlichen der Kirchen lehren nicht das, was die Bibel wirklich lehrt!“ Sie lassen die Geistlichen als Betrüger dastehen.

Wenn wir das Prinzip der Unparteilichkeit verstanden haben, dann wissen wir, dass beides prinzipiell gleich ist. Nur, wir können uns die Frage stellen, wer wirklich die Wahrheit liebt. Dürfen wir keinem Fremden zuhören? Der ausgetretene Zeuge Jehovas, der das Buch geschrieben hat, berichtet möglicherweise seine ganze Lebensgeschichte. Er ist möglicherweise zum ersten Mal ehrlich, denn früher hatte er als Zeuge Jehovas ein Doppelleben geführt. Und er wünscht sich vielleicht genauso wie die Zeugen, dass man ihm zuhört, um die Wahrheit zu erfahren. Und er ist noch nicht mal ein Fremder, denn vor Kurzem war er noch ein Mitbruder.

Betrachten wir eine Regel, die Jesus gelehrt hat und als die „goldene Regel“ bezeichnet wird:

Behandelt andere deshalb immer so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Das ist die Kernaussage des Gesetzes und der Propheten

Matthäus 7:12; NWT 2018

Wir wollen, dass uns die Leute zuhören, auch wenn wir Fremde sind und sie auch schon Schlechtes über Zeugen Jehovas gehört haben und wir möglicherweise schlecht über ihre Kirche reden. Dann sollten wir nach Jesu Worten in gleicher Weise Leuten, die diesen Ruf haben, zuhören. Mit der goldenen Regel lehrte Jesus die Unparteilichkeit.

Bibelstudium mit einer interessierten Person

Manche, die wir im Predigtdienst antreffen, sind dann bereit, einmal zuzuhören. Vielleicht kann man mit ihnen ein Bibelstudium beginnen. Früher hat man das zum Beispiel anhand des Buches: „Was lehrt die Bibel wirklich“ getan. In Kapitel 1 Absatz 7 erfährt er:

Zu allem Übel verleiten Geistliche die Menschen manchmal zu dem Gedanken, Gott sei gefühllos.

Aus dem Buch: Was lehrt die Bibel wirklich; Kapitel 1 Absatz 7 (herausgegeben von Jehovas Zeugen)

Und dann heißt es auch in Absatz 22:

Wenn wir die Bibel studieren und immer mehr daraus lernen, müssen wir allerdings damit rechnen, dass uns manche durchaus in guter Absicht daran hindern wollen. Möglicherweise befürchten sie, wir würden unseren bisherigen Glauben aufgeben.

Aus dem Buch: Was lehrt die Bibel wirklich; Kapitel 1 Absatz 22 (herausgegeben von Jehovas Zeugen)

Wir ermuntern den Interessierten, sich nicht von solchen Leuten vom Bibelstudium abbringen zu lassen. Denn es geht um die Freundschaft zu Gott. Er merkt ja auch (laut Abs. 7), dass er von den Geistlichen in der Kirche irregeführt wurde. Der wahre Gott ist nicht so, wie sie ihn darstellen. Sie haben ihm nicht so die Bibel verständlich gemacht. Wenn das Studium Fortschritte macht, dann beschließt er, aus der Kirche auszutreten, um schließlich ein Zeuge Jehovas werden zu können.

Aber kehren wir wieder zu dem Mann zurück, der früher einmal mit Jehovas Zeugen verbunden gewesen war und nun ein Buch geschrieben hat. Gilt nicht hier genauso der Satz: Wenn wir vorhaben, das Buch zu lesen und daraus zu lernen und Schlüsse zu ziehen, müssen wir allerdings damit rechnen, dass uns manche durchaus in guter Absicht daran hindern wollen. Möglicherweise befürchten sie, wir würden unseren bisherigen Glauben aufgeben. Möglicherweise würden wir erfahren, dass Älteste uns manchmal zu dem Gedanken verleiten, Gott sei gefühllos.

Der schwierige Weg, ein Zeuge Jehovas zu werden.

Wir hören uns einen Lebensbericht von einem Glaubensbruder an, der allergrößte Probleme in seiner Familie bekam, weil er mit Jehovas Zeugen die Bibel studierte. Seine Familie hatte einen anderen Glauben und empfand sein Verhalten als Verrat und Abtrünnigkeit. Schließlich wurde er von seiner Familie verbannt. Keiner von seinen Verwandten redet mehr mit ihm. Er wurde völlig verlassen. Glücklicherweise nahm ihn die Glaubensgemeinschaft auf. Er wurde ein Zeuge Jehovas.

Wie denken wir darüber? Jehova wird ihn ganz bestimmt segnen und ihn belohnen, weil er bereit war, trotz Verfolgung durch die eigene Familie Gott die Ehre zu geben und die biblische Wahrheit anzunehmen. Und wir sind ganz stolz auf diesen neuen Mitbruder, weil er sich von nichts abhalten ließ, seinen neuen Lebensweg anzutreten. Vielleicht durfte er seine Geschichte auf dem Kongress persönlich erzählen. Am Ende seiner bewegenden Ausführungen klatschen bestimmt alle 10.000 oder sogar 20.000 anwesende Personen in die Hände.

Perspektivenwechsel

Nun eine andere Geschichte: Ein Zeuge Jehova lernt etwas kennen, was ihn dazu bewegt, die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas zu verlassen. Da die ganzen Familienmitglieder alle Zeugen Jehovas sind, wird er von ihnen vollständig gemieden. Er verliert alle seine Freunde und Familienmitglieder. Aber das nimmt er für die neu gewonnene Freiheit und die neu gefundene Wahrheit in Kauf. Ist das ein Unterschied zur vorigen Geschichte? Nicht, wenn wir das Prinzip der Unparteilichkeit anwenden.

Er lernt seinen Schöpfer jetzt auf eine ganz andere Art kennen, als vorher, als er noch zu der Organisation gehörte. Jetzt erst fängt er an, richtig an Gott zu glauben, was vorher nur aufgezwungen und geschauspielert war. Er wird ehrlich, beendet sein Doppelleben und distanziert sich von den Ältesten der Glaubensgemeinschaft. Jetzt möchte er anderen erzählen, dass es auch ein Leben nach dem geistigen Tod gibt. Es war eine schwere Zeit, so viel Verfolgung seitens seiner Familienangehörigen zu erdulden. Nun ist er ein eigenverantwortlich handelnder Mensch geworden. Gott hat es gut mit ihm gemeint, schlussfolgert er.

Was ist der Unterschied zur ersten Geschichte? Der Beifall bleibt wahrscheinlich aus. Das kann er sich dann hinzudenken. Jesus hatte meist auch keinen Beifall erhalten.

Was bedeutet dies für mich?

Aufgrund meines gewonnenen Glaubens schloss ich mich vor knapp 30 Jahren der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas an. Ich schrieb zuvor meine Doktorarbeit auf dem Gebiet der Physik und hätte eine Karriere als angesehener Physiker anstreben können. Stattdessen ging ich von Haus zu Haus, sprach über meinen Glauben, auch wenn niemand hören wollte und sie den Kopf schütteln über mich.

Gegen die Glaubensgemeinschaft gab es viele Vorurteile und die Zeugen Jehovas waren in den Augen der meisten Menschen auf verlorenem Posten. Alle Personen, mit denen ich bis dahin Gemeinschaft pflegte, konnte meine Entscheidungen nur unsinnig finden.

Ich wusste aber durch das Beispiel Noahs, dass diejenigen, die die Wahrheit vertreten, kein Gehör finden. Eine glanzvolle Karriere und die Anerkennung vieler Menschen werden langfristig keinen Nutzen bringen, denn die Welt und ihre Begierde vergehen (1. Johannes 2:17). Und das Urteil von Menschen zählt letztlich nicht. So war ich glücklich über meine Entscheidungen.

Nun kommt aber die Unparteilichkeit ins Spiel, die ich schon als Physiker kennengelernt hatte. Wegen des Prinzips der Unparteilichkeit schreibe ich jetzt diese Dinge in einer Website oder zum Weitergeben als PDF.

Ich wünsche mir natürlich, dass mir so viele wie möglich zuhören, dass sie meine Abhandlungen lesen und sich zu Herzen nehmen. Denn wenn sie das tun, lernen sie etwas kennen, was sie Gott näherbringt. Das ist nichts anderes, wie wenn ich von Haus zu Haus gehe und mit der Glaubensgemeinschaft zusammen die Gute Botschaft verkünde. Mögen die Leute doch zuhören. Viele lassen sich vom Zuhören abhalten. Genauso lassen sich heute viele vom Lesen meiner Worte abhalten. Aber sie sollten alle zuhören, damit Jehova Gott sie segnen kann.

Seit meiner Taufe als Zeuge Jehovas hat sich an meinem Glauben nichts geändert. Auch an allen biblischen Grundsätzen möchte ich weiterhin festhalten wie bisher. Ich bin ein Zeuge Jehovas. Wenn jemand Bedingungen aufstellt, um als Zeuge Jehovas genannt werden zu können, die ich aufgrund meines Glaubens und des Prinzips der Unparteilichkeit nicht akzeptieren kann, dann bin ich eben ein erschlagener Zeuge Jehovas. Doch in Übereinstimmung mit dem, was jeder Zeuge Jehovas gelobt hat, kein Teil der babylonischen Religion mit ihren Geistlichen zu sein, muss ich mich auch von der Organisation und den Ältesten distanzieren.

Ich bin den Vorkämpfern der Zeugen Jehovas wie Henry Grew, George Storrs, Charles T. Russell und Joseph F. Rutherford sehr dankbar. Auch den Geistgesalbten, die ich kennenlernen durfte, bin ich sehr dankbar. Sie sind ihrem Gewissen auch in einer Diktatur treu geblieben und waren nicht Menschen ergeben, sondern Gott (siehe auch hier). Weil sie klar erkannt hatten, dass die organisierte Religion nicht von Gott, sondern von Satan ausgeht, haben sie mich mit einer Erkenntnis ausgestattet, die mir heute hilft, klar zu erkennen, was in der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas schiefläuft. Auf ihrem genauen Bibelverständnis konnte ich aufbauen und meine Erkenntnis vergrößern.

Folgen der Unparteilichkeit

Es ist wie bei der Relativitätstheorie. Es kommt auf den Standpunkt des Beobachters an, wie die Uhren laufen, aber so, dass kein Standpunkt gegenüber einem anderen verschieden zu bewerten wäre.

Der ursprüngliche Standpunkt

Zuerst waren wir in einer großen Kirche, bis fremde Leute, Zeugen Jehovas, an unserer Tür klingelten. Wir haben uns nicht durch den Einwand unserer Freunde und Bekannte davon abbringen lassen, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren. Auch der Pfarrer konnte uns nicht davon abbringen. Zeugen Jehovas waren wenige und nach Meinung aller Menschen in unserer Umgebung auf verlorenem Posten. Weil wir aber verstanden hatten, dass sie etwas sehr Wichtiges mitzuteilen haben, hatten wir alle Bedenken in den Wind geschlagen und ihnen zugehört.

Schließlich waren wir an der Wahrheit interessiert. Falls es stimmen sollte, dass sie verkehrte Dinge lehren, dann hätten wir es herausgefunden und wir hätten aufhören können, ihnen zuzuhören. Wenn wir aber erkennen, dass es die Wahrheit ist, dann war es sehr gut, ihnen zuzuhören.

Schließlich hatten wir erkannt, dass es die Wahrheit ist und wir wurden Zeugen Jehovas. Auch wenn wir viele ehemalige Freunde verloren haben, sind wir glücklich.

Vom neuen Beobachtungsstandpunkt aus gesehen

So ist eine neue Situation entstanden, ein neuer Beobachtungsstandpunkt. Wir sind Zeugen Jehovas, genauso wie unsere Freunde und Bekannte. Falls wir uns jetzt mit den Schriften und Büchern der Aussteiger befassen würden, wollen uns wieder unsere Freunde und Bekannten davon abhalten. Auch die Ältesten möchten uns mit warnenden Worten davon abhalten, da Jehova uns dann bestimmt nicht mehr segnen kann. Die Aussteiger gelten als gering an der Zahl und völlig auf verlorenem Posten und von Gott verworfen.

Es ist doch genau die gleiche Situation wie zu Beginn, nur von einer anderen Seite. Handeln wir jetzt genauso wie zu Beginn? Nach dem Prinzip der Unparteilichkeit, einem Prinzip, das direkt vom Schöpfer des Universums kommt, müssten wir das tun. Nur dann würden wir weiterhin nach denselben Grundsätzen handeln. Wir wollten uns nicht von Menschen einschüchtern lassen, sondern die Wahrheit kennenlernen. Bleiben wir diesem Grundsatz treu, dann müssen wir jetzt auch das Gleiche tun. Nur sind die Menschen jetzt unsere Mitbrüder und Älteste. Früher waren es die anderen und der Pfarrer.

Aber der Grundsatz bleibt gleich. Wir lassen uns nicht von Menschen, die nun Zeugen Jehovas sind, einschüchtern. Wir lesen die Schriften der Aussteiger. Vielleicht sind ihre Gedanken verkehrt. Wir können das herausfinden, wenn wir lesen und dann prüfen. Aber vielleicht ist es etwas, was wirklich wahr ist und wir unbedingt erfahren müssen, um dem Gott der Wahrheit treu zu bleiben. Vielleicht justieren wir unseren Glauben dann neu, um Gott wieder gefallen zu können. Vielleicht führt es auch dazu, dass wir uns von den Ältesten und ihrer Organisation distanzieren. Wir erfahren womöglich, dass Jehova Gott die Organisation schon lange verlassen hat oder noch nie drinnen war. Wir lernen ihn jetzt draußen kennen.

Wie bleibt man dem unparteilichen Gott treu?

Der Schöpfer des Universums kann gar nicht Teil der Organisation der Zeugen Jehovas sein. Man hat sie schon als Jehovas Organisation bezeichnet. Aber der wahre Gott zeichnet sich durch Unparteilichkeit aus. Nur was die Menschen wirklich tun, ob sie ihm wirklich näher kommen wollen, das zählt. Dann müssen sie das Prinzip der Unparteilichkeit wirklich anerkennen. Die ganze Schöpfung ist von diesem Prinzip durchdrungen.

Dann werden wir Zeugen Jehovas und Teil der Organisation. Wir gehen aus der Kirche, weil diese zu Babylon die Große zu zählen ist. Schließlich stellen wir fest, dass die Organisation der Zeugen Jehovas ebenfalls zu Babylon der Großen zu zählen ist. Denn es gibt Kriterien, anhand derer man das prüfen kann. Diese Kriterien ergreifen nicht Partei für eine bestimmte Kirche oder Organisation, sondern gelten auch für die, die sich neu gebildet hatte und aus den Aussteigern anderer Kirchen besteht.

In dieser Organisation wurde aber Gottes Urteil gegen Babylon die Große verkündigt. Da sie nach den Kriterien ebenfalls zu Babylon der Großen zu zählen ist, wird sie nach dem gegebenen Zeugnis von denen verurteilt, die Teil von ihr geworden sind. Darum müssen sich Zeugen Jehovas gewissermaßen selbst begraben (siehe die Geschichte: »Ein Traum«).

Das Prinzip der Unparteilichkeit führt also dazu, dass man sich von der Glaubensgemeinschaft, der man sich wegen seines Glaubens angeschlossen hatte, nun wegen desselben Glaubens wieder distanziert.

Und Gott handelt genauso, wie er es vorausgesagt hat (Jeremia 45:4; Jesaja 25:1, 2).

Bedenkt!

An Gottes Unparteilichkeit kommt ihr nicht vorbei. Auf dem Gebiet der Physik war es das grundlegendste Thema, das wichtigste Prinzip überhaupt. Die ganze Schöpfung ist durchdrungen von diesem Prinzip. Wer könnte je Gottes Anerkennung finden und in sein verheißendes Paradies aufgenommen werden, wenn er das Prinzip der Unparteilichkeit nicht beachtet?

Jesus lehrte Unparteilichkeit. Nicht nur durch die goldene Regel. Auch wenn er den Rat erteilt, sogar seine Feinde zu lieben und nicht nur die Freunde zu grüßen (Matthäus 5:43-48). Im Anschluss an diese Worte sagte er:

Ihr sollt also vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

Matthäus 5:48; NWT 2018

Mit Vollkommenheit meint er gemäß dem Kontext: vollkommene Unparteilichkeit.

Nur wenn wir das Prinzip der Unparteilichkeit anfangen zu verstehen, können wir unserm himmlischen Vater näher kommen. Denn es ist wunderbar, wie seine ganze Schöpfung.

Autor: Bernd Oelschlägel

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Die inspirierte Geschichte "Ein Landarzt" von Franz Kafka beschreibt in Symbolsprache, wie ich ein Zeuge Jehovas wurde und was ich dann erlebte!