Der Glaube bei Jehovas Zeugen – ist er echt?

Ist diese Frage berechtigt? Jehovas Zeugen wollen doch für ihren Glauben bekannt sein. Einige von ihnen waren bereit, sich lieber quälen oder hinrichten zu lassen, als ihren Glauben aufzugeben.

In der Nazizeit waren viele von ihnen im sogenannten „Konzentrationslager“ oder anderweitig inhaftiert und manche wurden hingerichtet. Wenn sie ihren Glauben abgeschworen hätten, wären sie sofort freigekommen, aber das kam für sie nicht infrage. Denn sie glaubten wirklich an den Gott, der Tote zur Auferstehung bringt und Treue belohnt. Sie glaubten nicht an die menschlichen Götter, die als Diktatoren über alle herrschen wollen. Sie führen auch heute noch Glaubenswerke durch, indem sie von Haus zu Haus gehen und mit fremden Menschen über die Verheißungen aus der Bibel sprechen wollen.

Warum ist die eingangs gestellte Frage dennoch berechtigt? Man kann Glauben auch vortäuschen. Man kann sich einer Glaubensgemeinschaft anschließen, ohne Glauben zu haben. Oder was noch schlimmer ist, man kann ohne echten Glauben in einer Glaubensgemeinschaft die Führung übernehmen, um über die anderen zu herrschen und ihren Glauben auszunutzen. Man bringt auf diese Weise Menschen, die echten Glauben haben wollten, in geistige Gefangenschaft. Und diese Dinge sind bei Jehovas Zeugen geschehen! Das wollen wir im Folgenden genauer erläutern.

Um zu verstehen, wie man Glauben vortäuschen kann, müssen wir uns erst einmal mit denen beschäftigen, die sagen, sie glauben nicht an Gott.

Der Atheist

Der Atheist sagt, es gibt keinen Gott. Das Leben ist durch eine Art mechanischen Evolutionsprozess ins Dasein gekommen. Ein Physikprofessor meinte einmal, dass man noch keinen „Gottesterm“ (damit meinte er eine mathematische Gleichung) gefunden hat. Der Professor beteiligt sich gerne an der Erforschung des Universums und führt seine Entstehung auf einen Urknall zurück.

Wer erforscht das Universum? Wer prüft einen Studenten und entscheidet, ob er die mündliche Prüfung bestanden hat? Wer plant und baut Häuser, Maschinen, Raketen, die in den Weltraum fliegen? Wer könnte das sein? Gott natürlich! Der Atheist sagt in seinem Herzen: „Ich bin Gott!“ Er erkennt sich und vielleicht seinen Vorgesetzten und die Gruppe, mit der er zusammenarbeitet, und die Regierungsbeamten als Gott an.

Die Menschen selbst sind doch die Götter in dieser Welt. Gäbe es eine mathematische Gleichung, um Gott zu beschreiben, wäre er ja ein Objekt und kein Gott. Aber der Mensch, der Mathematik betreibt, ist ein Subjekt und kein Objekt. Er plant und tut aktiv Dinge und sieht sich nicht als Objekt. Folglich ist der Mensch Gott. Und an diesen Gott glauben doch alle. Wer einem Menschen, vielleicht einem Diktator ergeben ist, glaubt, dass dieser Gott ist.

Was ist echter Glaube?

Paulus sagte einmal in Hebräer 3:4 (NWÜ 1986):

Natürlich wird jedes Haus von jemandem errichtet, doch der, der alle Dinge errichtet hat, ist Gott.

Mit diesem kurzen Argument bildet er die Brücke zwischen dem, was alle glauben, und dem echten Glauben an Gott. Jedes Haus wird von jemandem errichtet. Das ist eine Tatsache und sie unterstreicht, dass die Menschen Götter sind. Denn wer plant und baut, ist ein Subjekt und kein Objekt und dadurch Gott. Nun ist es aber auch Tatsache, dass es so viele Dinge gibt, die kein Mensch gebaut hat. Welcher Mensch hat die Erde gebildet oder das Leben darauf? Welcher Mensch baute das Universum? Oder durch welche menschliche Regierung wurden die Naturgesetze verabschiedet? Nein, es waren nicht die Menschen. Es muss noch ein anderer Gott existieren, der weit mehr Autorität haben muss. Der Atheist will diesen nur nicht anerkennen, da er selbst der höchste Gott sein möchte.

Aber wenn man an den Gott glaubt, der mehr Autorität hat als wir Menschen, dann kann man einem Diktator trotzen und fürchtet sich nicht vor ihm. Man ist bereit, sich von den Menschen verurteilen zu lassen, weil man die Gunst des Gottes sucht, der mehr Autorität hat als alle Menschen. Jesus war bereit, von Menschen sogar als schlimmster Gotteslästerer angesehen zu werden und einen Marterpfahl zu erdulden, weil er dem Gott vertraute, der alle diese Entscheidungen der menschlichen Götter für nichtig erklären kann (1. Petrus 3:23).

Um ein solches Vertrauen entwickeln zu können, muss man den wahren Gott kennenlernen und verstehen, nach welchen Richtlinien er handelt und entscheidet. Hier meinen viele, dass dies schwierig sei. Denn Menschen kann man sehen, aber der Gott, der alle Dinge gemacht hat, ist unsichtbar. Dass er unsichtbar ist, sollte nicht verwundern, denn er ist ein Subjekt und kein Objekt. Dinge, die man sieht, sind Objekte. Dennoch können wir Gott kennenlernen, da er einem jeden von uns nicht fern ist, denn er hat uns gemacht (Apostelgeschichte 17:27). Dazu müssen wir ihn suchen. Das ist kein Suchen mit dem Auge, sondern ein Befassen mit Beweisen.

Die biblische Definition von Glaube

In der Bibel, in Hebräer 11:1 (NWT 2018) heißt es:

Der Glaube ist die Gewissheit, dass etwas, auf das man hofft, auch eintrifft. Es ist der überzeugende Beweis für Wirklichkeiten, die man nicht sieht.

Es geht also um Dinge, die man zwar nicht sieht, die man aber trotzdem mithilfe unseres Verstandes und des logischen Denkvermögens erfassen und sogar beweisen kann. Denn es gibt doch viele Dinge, die man nicht sehen kann. Elektrischer Strom kann man nicht sehen. Die Funkwellen eines Smartphones kann man nicht sehen. Aber man kann ihre Existenz durch die Wirkung beweisen. Die angeführten Dinge sind, obwohl unsichtbar, noch Objekte. Gott ist ein Subjekt. Dass man mit dem Smartphone telefonieren kann, hat man den Funkwellen (unsichtbares Objekt) zu verdanken. Dass man immer wieder Updatebenachrichtigungen bekommt und Apps nach einem Update neue Funktionen bekommen, hat etwas mit den Menschen (Subjekt im Hintergrund und dadurch auch unsichtbar) zu tun, die laufend mit Verwaltung und Programmierarbeiten beschäftigt sind.

Die Menschen, die im Hintergrund arbeiten, damit etwas funktioniert, sind uns wahrscheinlich unbekannt, und wir haben sie nie gesehen. Wenn sie uns aber vorab ihre Pläne mitteilen und erklären, warum sie bestimmte Dinge tun, dann können wir sie kennenlernen.

Und so können wir auch Gott kennenlernen. Durch die von ihm inspirierten Schriften, wie die Bibel, erklärt er uns seine Vorhaben. Außerdem hat er uns unser logisches Denkvermögen gegeben und unser Gewissen. Wir können auch die Naturgesetze erforschen. Daraus kann man unter anderem seine Zuverlässigkeit und seine vollkommene Unparteilichkeit kennenlernen. Es gibt nicht nur einen Zugang zu Gott, aber wir müssen ihn ernsthaft suchen, um ihn kennenzulernen.

Die Vertreter einer Glaubensgemeinschaft

Diejenigen, die Jesus als Gotteslästerer hinstellten und ihn ausgeliefert hatten, sodass er an ein Holz genagelt wurde, waren Vertreter der jüdischen Religionsgemeinschaft. Sie warteten eigentlich auf den Messias, der sie vom römischen Joch befreien sollte, wollten aber Jesus nicht anerkennen. Jesus hatte echten Glauben an seinen himmlischen Vater. Aber wie steht es um den Glauben dieser Vertreter?

Es ist in einer Religionsgemeinschaft oft nicht anders als bei den Menschen, die Atheisten sind. Sie möchten keinen Gott anerkennen, der mehr Autorität hat als sie selbst. Viele entwickeln den Wunsch, über die anderen zu herrschen. Um den Glauben an Gott zu berücksichtigen, geben sie sich als die Vertreter Gottes aus. Gott hat seine Autorität an sie abgegeben, sodass sie in Wirklichkeit die Götter der Gläubigen werden. Und das ist sogar eine besonders wirksame Form, andere Menschen völlig zu unterwerfen. Sie werden zu Sklaven der führenden Vertreter der Religionsgemeinschaft. Und gerade wegen ihres Glaubens sind sie in großer Gefahr, gänzlich unter der Herrschaft von Menschen unterworfen zu werden.

Darum haben die ernsten Bibelforscher auch auf Plakate geschrieben: Religion ist eine Schlinge und ein Gimpelfang! Sie wollten sich von solch unerhörten Dingen befreien, ohne den echten Glauben zu verlieren. Sie sind aus ihren früheren Religionsgemeinschaften ausgetreten. Die Zeugen Jehovas gingen aus ihnen hervor. Aber wie ist es heute bei ihnen?

Gefangen in der „Organisation Jehovas“!

Die Geschichte einer jungen Frau

Eine junge Frau (Colleen genannt) trampte, und es hielt ein Auto an, in dem der spätere Täter mit seiner Frau (Janice) und einem Kleinkind saß. Sie schienen ihr vertrauenswürdig zu sein. Doch dann wurde sie entführt. Sie kam in den Keller und wurde dort von dem Mann (Cameron Hooker) gefangen gehalten. Sie musste 23 Stunden am Tag in einer Holzkiste liegen. Doch dann wurde ihre physische Gefangenschaft etwas gelockert. Sie unterschrieb einen Sklavenvertrag und durfte dann sogar mit ihren Eltern telefonieren und sie schließlich sogar besuchen.

Sie hätte nun die Möglichkeit gehabt, die Flucht zu ergreifen, tat es aber nicht. Der Mann hatte ihr gesagt, dass es die „Company“ gebe, die sie überall bewachen würde. Falls sie sich nicht mehr an den Sklavenvertrag halten würde, dann würde die „Company“ ihre Familienangehörigen töten. Das glaubte sie. Sie glaubte auch, dass der Sklavenvertrag rechtsgültig sei. Und so blieb sie gefangen, auch ohne angebunden zu werden.

Erst als die Ehefrau ein schlechtes Gewissen bekam, änderte sich das. Als Colleen mit ihr allein war, sagte die Ehefrau zu ihr, dass es die „Company“ gar nicht gäbe und alles nichtig und erfunden sei. Da brach für sie eine Welt zusammen. Sie fuhr weg zu ihren Eltern.

Die Ehefrau kooperierte mit den Behörden und der Mann wurde schließlich zu 104 Jahren Gefängnis verurteilt. Weil sie kooperierte und man auch sie als Opfer betrachtete, kam sie nicht ins Gefängnis.

Wie ist es bei Jehovas Zeugen?

Über die oben beschriebene reale Geschichte gibt es viele Videos und Abhandlungen. Man muss nur im Internet nachschauen. Aber warum gebe ich sie hier kurz wieder? Weil es auch bei Jehovas Zeugen die „Company“ gibt. Hier heißt sie „Organisation Jehovas“ oder auch „der sichtbare Teil der Organisation Jehovas“. Und über diese „Company“ wird letztlich das Gleiche gesagt, mit der gleichen Wirkung. Man hat mit der Taufe als Zeuge Jehovas sozusagen einen Sklavenvertrag unterschrieben (nicht buchstäblich, sondern hier in Gedanken und durch die mündlichen Anweisungen der Ältesten).

Die Organisation Jehovas, vertreten durch die Ältesten, wacht über uns und sieht jede Vertragsabweichung, die wir uns erlauben. Die Ältesten unterstehen dem „treuen und verständigen Sklaven“, der in der „Organisation Jehovas“ Vorgaben zur Einhaltung des Sklavenvertrags macht. Bei grober Missachtung des Sklavenvertrags würde man ihn oder die Familienangehörigen geistig töten. Das geschieht durch Gemeinschaftsentzug, der die Folge hat, dass keiner mehr mit ihm oder seinen Familienangehörigen reden würde und man ihn oder sie wie Tote betrachtet. Der Ausgeschlossene wird als geistig tot betrachtet, aber für ihn ist es, wie wenn die Familienangehörigen wie Tote sind, da es keinerlei Kontakt gibt.

Alle sind eingeschüchtert und halten sich an den Sklavenvertrag und haben Angst, Fehler zu machen. Sie sind alle gefangen, obwohl sie äußerlich frei zu sein scheinen. Es ist letztlich die gleiche Art der Gefangenhaltung wie in der oben angeführten Geschichte! Wer sagt ihnen, dass die „Organisation Jehovas“ eine Erfindung ist und der Sklavenvertrag, der darin besteht, den Ältesten immer gehorsam sein zu müssen, nichtig ist (siehe dazu »Die sieben verfälschten Argumente«)?

Das hat nichts mit dem Glauben an den Gott zu tun, der das Universum erschaffen hat. Überlegen wir einmal, wie groß das Universum ist und wie winzig klein die Erde (siehe den Artikel »Universum und Demut«) und erst die Menschen darauf. Wie könnte der Schöpfer des ganzen Universums hier auf der Erde eine Organisation haben, die von Menschen geführt wird?

Was ist Theokratie?

Als ich vor etwa 30 Jahren die Pionierdienstschule besuchte, gab einer der Unterweiser gleich zwei mögliche Definitionen für eine Theokratie (=Gottesherrschaft):

  1. Theokratie oder Gottesherrschaft ist Herrschaft durch Liebe, denn Gott ist Liebe.
  2. Theokratie ist Herrschaft von oben nach unten, denn Gott ist oben, er hat die größte Autorität.
    Er sagte weiter, dass Menschenherrschaft eine Herrschaft von unten nach oben ist und er führte die Demokratie als Beispiel an.

Der erste Punkt stimmt mit dem, was Jesus gelehrt hat, überein. Liebe ist das erste Gebot, daran hängen alle anderen Gesetze und die Propheten. Wer seinen Mitmenschen liebt, fügt ihm nichts Böses zu (Matthäus 22:35-40). Es gibt keine Straftat.

Die zweite Definition schien mir zunächst bedenklich, da auch Diktatoren behaupten, sie seien oben und eine Demokratie schien mir immer noch die bessere Wahl zu sein. Aber der wahre Gott hat alle Dinge erschaffen und ist somit Autor aller Dinge geworden. Er hat auch das Recht, zu herrschen (Offenbarung 4:11). Heute sehe ich in dieser Definition ein interessantes Erkennungsmerkmal:

Bei Jehovas Zeugen

Nicht nur in einer Demokratie herrscht nämlich das Fußvolk, indem sie Politiker abwählen können. Wir haben oben schon erwähnt, wie es heute in der Christenversammlung der Zeugen Jehovas ist. Eine Gruppe von Menschen bildet ein Rechtskomitee und schließt jemanden aus. Dann sagt man, Jehova hat so entschieden. Dann soll er von allen gemieden werden. Man sagt auch, dass man für einen Ausgeschlossenen nicht mal beten darf! Man betet aber zu Jehova, dem Schöpfer des Universums. Nicht mehr für den Ausgeschlossenen zu beten bedeutet, Gott vorzuschreiben, die Rechtskomitee-Entscheidung zu respektieren. Menschen, die Glieder des Rechtskomitees, haben entschieden und Jehova Gott muss nach ihren Vorstellungen darauf reagieren. Man sagt vielleicht zu dem Ausgeschlossenen, er solle schnell wieder zurückkommen, weil jetzt die Dämonen freie Hand hätten. Jehova würde ihn ja als Ausgeschlossenen nicht mehr vor ihnen schützen. So hat man hier klar die Herrschaft von unten (Älteste) nach oben (Jehova).

Die leitende Körperschaft erlässt Richtlinien, wie Älteste in Rechtsfragen entscheiden sollen. Wie kamen sie in diese Rolle? Sie haben im Laufe der Jahre und Jahrzehnte viele Briefe von Ältestenschaften erhalten, in denen sie gefragt wurden, wie man in einer bestimmten Rechtsangelegenheit entscheiden sollte. Die leitende Körperschaft kam dieser Bitte nach und beantwortete die Briefe. Dann richteten die Ältesten z. B. in Rechtskomitees gemäß dieser Antwort und man sagt, Gott will das so, er hat entschieden. So hat man Herrschaft von unten nach oben: Von den Ältesten (unten, aber Auftraggeber) zur leitenden Körperschaft (Auftragnehmer) und schließlich Jehova Gott, der alles so zu akzeptieren hat.
Und die Ältesten tun am Ende auch das, was sie in der Versammlung beliebt macht und mit der Denkweise der anderen Glaubensbrüder übereinstimmt.

Um das Bild noch weiter abzurunden, sei zudem erwähnt: Ein Ältester hat wahrscheinlich eine Ehefrau zu Hause. Sie sagt ihm, was „gut“ und was „böse“ ist. Und natürlich kommt er mit seiner Frau besser klar, wenn er immer das vertritt, was „gut“ ist.

Mit der Definition: „Theokratie ist Herrschaft von oben nach unten“ kann man also klar beweisen, dass die Organisation der Zeugen Jehovas keine Theokratie ist. Und die Liebe geht natürlich auch verloren.

Woran erkennt man echten Glauben?

Ein Beispiel für Glauben

Im Juli 2020 startete auf der Erde eine Rakete. Sie schickte eine Raumsonde auf eine Bahn, durch die sie schließlich zum Planeten Mars kam und dann in die Marsatmosphäre eindrang und schließlich auf dem Marsboden weich landete. Danach wurden u. a. Bilder vom Mars zur Erde gefunkt.

Du magst dich fragen: Wie ist so etwas möglich? Wie kommt der Mensch dazu, eine Maschine zu bauen, die die Erde verlässt, den Mars erreicht und dann weich auf dem Marsboden landet und Bilder vom Mars zur Erde sendet? Das ist doch unmöglich! Was benötigt man dazu, um so etwas zu schaffen? Natürlich Geld, denn es ist doch ein aufwendiges Projekt. Aber reicht das? Kannst du einer beliebigen Firma nur Geld geben und dann baut sie das Ding? Es ist natürlich noch etwas anderes nötig. Kurz gesagt: Glaube. Das ist gemäß Hebräer 11:1 die gesicherte Erwartung erhoffter Dinge.

Bevor man irgendwelches Geld in die Hand nimmt, bevor man etwas baut, muss man die Gewissheit haben, dass es möglich ist. Man hat die physikalischen Gesetze der Gravitation, der Himmelsmechanik, des Raketenantriebs usw. erforscht und sich vergewissert, dass diese Gesetze sicher gelten, auch auf dem Mars. Dann konnte man mithilfe des logischen Denkvermögens, das alles miteinander verknüpft, herausfinden, dass es funktioniert und wie so etwas gebaut werden kann. Dann hatte man genügend Motivation, sich an die Arbeit zu machen.

Worum geht es beim Glauben an Gott?

Es geht beim Glauben stets um Dinge, die man nicht sieht und doch so real sind. Die Naturgesetze sieht man nicht. Sie sind aber für den Wissenschaftler, der sie erforscht, äußerst real. Auch das Prinzip der Logik, mit dem alles verknüpft werden kann, sieht man nicht. Am Anfang der Planung gab es noch kein Produkt, sondern nur Gedanken und Ideen über Dinge, die man nicht sieht und doch so real sind. Und das ist mit dem in der Bibel definierten Glauben gemeint, obwohl manche Wissenschaftler sagen, sie glauben gar nicht an Gott.

Glaube hat damit zu tun, dass wir von der Zuverlässigkeit unseres Schöpfers überzeugt sind. Hier im Beispiel ist man von der Zuverlässigkeit der Naturgesetze und des logischen Denkens überzeugt. Dazu benötigt man kein persönliches Gottesbild. Man erkennt diese Zuverlässigkeit durch Naturbeobachtung. Aber auch wenn wir einen festen Glauben an den Schöpfer, der uns gemacht hat, haben, sind wir von seiner Zuverlässigkeit überzeugt. Wir erkennen, dass er sein prophetisches Wort sogar über Jahrtausende bewahrt und es in Erfüllung gehen lässt. Dies zu erkennen, stärkt unseren Glauben, dass er auch weiterhin alles umsetzt, was er verheißen hat. Und wir sind von seinen unvergleichlichen Eigenschaften überzeugt: seine Unparteilichkeit und auch seine Gerechtigkeit.

Wenn wir von seiner Gerechtigkeit überzeugt sind, ist es für uns undenkbar, dass er je Ungerechtigkeit auf Dauer dulden wird. Betrachten wir noch ein Merkmal, das in der Bibel genannt wird und das uns auch als Test für unseren Glauben und den Glauben anderer dient:

Wer glaubt wirklich an die Existenz Gottes?

Echter Glaube ist doch kein Glaube an die menschlichen Götter, wie wir schon gesehen haben. Echter Glaube bedeutet, dass wir uns an einem unsichtbaren Gott orientieren, der mehr Autorität hat als alle Menschen. Er ist souverän, muss sich von Menschen nichts vorschreiben lassen. Wie er uns beurteilt, muss darum nichts mit dem zu tun haben, wie uns die Menschen beurteilen. Wir könnten von allen Menschen verurteilt werden, und er beurteilt uns positiv und wir werden von ihm belohnt und erhalten ewiges Leben (Johannes 3:16; 19:15). Alle Menschen könnten auf unserer Seite stehen und uns zujubeln, und wir werden von ihm verurteilt und verworfen.

Wir wollen einmal folgenden Bibeltext analysieren:

Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen, denn wer Gottes Nähe sucht, muss glauben, dass er existiert und dass er alle, die ihn wirklich suchen, belohnen wird.

(aus Hebräer 11:6, NWT 2018) 

Es ist klar, dass dieses Argument nur Sinn ergibt, wenn wir es mit Personen zu tun haben, die zumindest behaupten, sie würden an Gott glauben. Der Satz „Wer Gottes Nähe sucht, muss glauben, dass er existiert“ erscheint ja merkwürdig. Du könntest einwenden: Wenn jemand Gottes Nähe sucht, dann glaubt er ohnehin an Gott, denn man kann nicht jemandem nahe sein, wenn er gar nicht existiert. Was sollen diese Worte uns sagen?

Das Problem in der organisierten Religion ist Folgendes: Menschen, die dort die Führung übernehmen, betreten eine Kanzel in einer Kirche oder auch die Bühne eines Königreichssaals der Zeugen Jehovas und reden über Gott bzw. Jehova und beten zu ihm. So haben sie anscheinend Gottes Nähe gesucht. Ein Ältester der Zeugen Jehovas spricht ein langes Gebet zu Jehova vor einem Publikum. Alle sind überzeugt: Er hat ein enges Verhältnis zu Gott, er redet zu ihm wie zu einem vertrauten Freund.

Dann dankt er Jehova auch dafür, dass er uns eingeladen hat, hierher (in den Königreichssaal) zu kommen, um von ihm belehrt zu werden. Dann glauben alle, dass sie von Gott selbst belehrt wurden. Alle Anwesenden haben Gottes Nähe gesucht.

Da ist es schon erstaunlich, wie hier jemand die Frage stellen würde: Glauben sie überhaupt daran, dass Gott existiert? Aber dass diese Frage berechtigt ist, das möchte uns der Bibeltext sagen.

Man soll es so verstehen: Um zu erkennen, ob jemand, der eine Form der Anbetung praktiziert, überhaupt an die Existenz Gottes glaubt, muss man prüfen, ob er überzeugt ist, dass Gott alle, die ihn wirklich suchen, belohnen wird. Sonst würde er nicht an die Existenz Gottes glauben, egal, wie überzeugt er durch seine Form der Anbetung auftritt und könnte so auch Gott niemals gefallen.

In dem Bibeltext ist von allen, die ihn wirklich suchen, die Rede und nicht von dir. Es geht nicht nur darum, die eigene Person zu beurteilen, ob ich Gott wirklich suche. Es geht auch darum, wie man zu Personen eingestellt ist, von denen man weiß, dass sie Gott wirklich gesucht haben und noch suchen, egal, welche Anerkennung sie von Menschen in der Gegenwart erhalten.

Nun können wir unsere eigenen Erfahrungen machen, was man in der Christenversammlung erlebt. Wer sucht Gott und sind wir überzeugt, dass Gott ihn belohnen wird?

Meine Erfahrungen als Beispiel

Hier möchte ich mal meine eigenen Erfahrungen anführen, über die ich schon in einigen anderen Artikeln gesprochen habe. Kurz umrissen: Ich war über 20 Jahre im sogenannten Vollzeitdienst. Davon verbrachte ich 19 Jahre im Zweigbüro der Zeugen Jehovas in Selters (Taunus). Im Jahr 2005 wurde ein Artikel über mich verfasst, mit dem Thema: Wissenschaft und Bibel haben mir geholfen, den Sinn des Lebens zu finden. Darin wurde erklärt, dass ich auf der Suche war und etwas Wertvolles gefunden habe. Das hat mein Leben gründlich verändert, und ich nahm auch den sogenannten Vollzeitdienst auf. Das heißt, ich suche Gott wirklich.

Dann wurde ich 2015 aus dem Dienst im Bethel (Zweigbüro) entlassen (wie viele andere) und kam in eine Stuttgarter Versammlung. Was ich dort erlebt habe, steht in dem Artikel »Herzlich willkommen«. Darum brauche ich hier nicht so viel zu sagen.

Ich war erstaunt. Die Ältesten sahen mich wahrscheinlich als Konkurrenz und drohten mir mit Schwierigkeiten, wenn ich ihnen nicht ganz ergeben sein sollte. Die Erlebnisse zeigten mir, dass sie wohl kaum glauben, dass Jehova mich belohnen wird. Zuvor wunderte ich mich, wie viel sie gegen eine Pionierschwester hatten, die jahrzehntelang diesen treuen Dienst für Jehova durchführte. Hierüber und weitere Erfahrungen in dem Artikel »Wann immer sie sagen …«.

Ich glaube fest daran, dass Gott diese Pionierschwester belohnen wird. Sie hat mich auch auf diesen Weg gebracht. Ich glaube fest daran, dass er mich belohnen wird. Denn ich habe Gott gesucht und suche ihn weiterhin. Aber was ist mit denen, die sich meine Mitbrüder nennen? Sie zeigen durch ihr Verhalten, dass sie keinen Glauben an den unsichtbaren Gott haben. Denn sie verwerfen mich und die Pionierschwester, obwohl sie früher zu Beginn des treuen Dienstes Jehovas Segen gewünscht hatten.

Würden sie aber wirklich an den unsichtbaren Gott und nicht an die menschlichen Götter glauben, dann würden sie sich fürchten, Menschen schmählich zu behandeln, die Jehova wirklich gesucht haben und weiter suchen.

Mögliche Gründe für ihr Verhalten

Das Problem besteht darin, dass man in einer Organisation gefangen ist, in der die Ältesten das Sagen haben. Man orientiert sich an Menschen, die in Wirklichkeit die Götter sind. Man möchte bei Menschen in gutem Ruf stehen und vergisst dabei den unsichtbaren Gott, der mehr Autorität hat, als alle Menschen. Nur das, was vor dem Auge erscheint, zählt. So kann man eine Form der Anbetung praktizieren und dabei gleichzeitig den unsichtbaren Gott vergessen. Man betet zwar zu Jehova, aber man achtet nur auf die Menschen, die beten und lehren. Und nur ihre Ansichten zählen. Dass ein unsichtbarer Gott existiert, der sogar etwas gegen die Lehrer und ihre Gebete haben kann, will man nicht wahrhaben (siehe dazu die folgende Geschichte: »Die Verwandlung eines Glaubensbruders«).

Wie oben schon beschrieben, gibt es in der organisierten Religion am Ende doch nur die menschlichen Götter, nur dass diese sich als Vertreter Gottes ausgeben. Ein solches Gebilde wird in der Bibel als „Babylon die Große“ bezeichnet. Sie wird auch „Mutter der Huren“ genannt (Offenbarung 17:5). Denn man möchte den wahren Gott, der uns gemacht hat, anbeten, geht aber fremd und betet stattdessen die menschlichen Götter an.

Wie man zu echtem Glauben zurückfindet

Der Glaube Abrahams

Jehova verhieß Abraham, dass durch seine Nachkommen alle Nationen auf der Erde gesegnet werden würden. Abraham wohnte in Zelten und Jehova führte ihn durch das Land, das seine Nachkommen in Besitz nehmen sollten (1. Mose 12:1, 2, 7, Abraham hieß ursprünglich Abram). Abraham aber war zeitweilig ansässiger Fremdling in den Ländern, wohin ihn Jehova führte (1. Mose 20:1; Hebräer 11:8, 9).

Abrahams Frau war aber unfruchtbar, und sie beide waren schließlich alt und hatten keine Kinder. Jehova erklärt ihm, dass seine Nachkommen so viele werden würden, wie die Sterne am Himmel, und er glaubte es (1. Mose 15:1-6). Dann erklärte ihm ein Engel, dass er nächstes Jahr um diese Zeit einen Sohn haben würde. Er und seine Frau Sarah lachten, weil sie es sich in ihrem Alter nicht vorstellen konnte (1. Mose 17:1-7, 15-17; 18:9-15). Aber sie gebar einen Sohn: Isaak. Jehova erneuerte die Verheißung, dass Isaak, sein Sohn, Erbe der Verheißung sein soll (1. Mose 21:1-7, 12).

Nun hatten sie Isaak, ihren Sohn, als lebendigen Beweis, dass Jehova seine Verheißungen wahr macht. Natürlich wollten sie unter keinen Umständen diesen Sohn verlieren, denn er war Erbe der Verheißung. Auf ihm ruhten alle Hoffnungen. Er war der Lohn ihrer Geduld und ihres unerschütterlichen Glaubens (Hebräer 6:15).

Jetzt sagte Jehova ihm, dass er seinen geliebten Sohn Isaak opfern sollte (1. Mose 22:1, 2). Das war nicht einfach das Wort eines Menschen, der ihm schwer erträgliche Anweisungen gab. Abraham hatte das Verständnis, dass ein Opfer nötig ist, um von der Sünde erlöst zu werden und die Verheißungen Jehovas empfangen zu können. Auch Abel hatte schon dieses Verständnis und gab Tieropfer (1. Mose 4:2-4; Hebräer 11:4). Offenkundig hat ihm dies Jehovas Geist nun mitgeteilt. Jehova redete genauso zu ihm wie die anderen Male. Er konnte sich sicher sein, dass dieses Gebot, auszuziehen, um seinen Sohn Isaak auf einem von Jehova bestimmten Berg zu opfern, wirklich von seinem Gott kommt, der die Verheißungen gegeben hat.

Darum ist es nicht blinder Gehorsam, sondern echter Glaube, dass Abraham nicht zögerte. Er ging mit seinem Sohn zu dem Ort, den Jehova ihm zeigte, und nahm das Holz und ein Schlachtmesser mit (1. Mose 22:3-6). Als Isaak ihn fragte, wo das Opfertier ist, antwortete er: „Jehova wird sich das Schaf und das Brandopfer ausersehen“ (1. Mose 22:7, 8). Seinen Bediensteten sagte er, dass sie (Isaak und er) wieder zu ihnen zurückkehren würden (1. Mose 22:5).

Abraham war fest entschlossen, Isaak zu opfern. Er glaubte aber, dass er ihn durch Auferstehung wieder zurückerhalten würde. Und in gewisser Weise war es dann auch so. Als er das Schlachtmesser zog, zeigte ihm Jehova das Opfertier, das er dann statt Isaak opferte (1. Mose 22:9-13; Hebräer 11:17-19).

Jehova sagte ihm nun: Jetzt weiß ich wirklich, dass du Glauben hast, denn du hast deinen Sohn Isaak mir nicht vorenthalten (1. Mose 22:12). Und er wiederholte die Verheißung (1. Mose 22:15-18).

Ja, der Glaube Abrahams wurde erst vollständig, nachdem er bereit gewesen war, seinen Sohn Isaak zu opfern. Warum ist das so bemerkenswert? Weil Isaak bereits das Ergebnis, die Frucht seines Glaubens, war. Im hohen Alter hat Sara ihn geboren, nachdem der Engel dies angekündigt hatte. Hätte Abraham ihn einfach verloren, was wäre dann für ihn noch übrig? Wäre das nicht so, wie wenn man alles, was man als Ausdruck seines Glaubens erhalten hat, aufgeben würde? Aber es war doch nicht Unglauben, sondern sein Glaube auf der Grundlage von Erkenntnis, dass er bereit war, ihn zu opfern.

Das Dilemma eines Zeugen Jehovas

Nachdem man die Bibel, Jehova und seine Verheißungen kennengelernt hat, möchte man Jehova dienen. Man gibt sein früheres Leben auf und wird ein Zeuge Jehovas. Möglicherweise hat man in der Familie oder unter ehemaligen Freunden viel Widerstand erlebt. Sie wollten nicht, dass wir Zeugen Jehovas werden. Sie wollten nicht, dass wir die religiösen Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas besuchen. Wir haben es aber trotzdem getan und ihnen widerstanden. Jetzt besuchen wir schon seit Jahrzehnten die Zusammenkünfte und arbeiten mit der Organisation zusammen.

Natürlich sagen uns jetzt auch die Ältesten, was wir tun sollen, und sie wollen natürlich auch weiterhin, dass wir in völligem Gehorsam der Organisation verbunden bleiben. Doch manche Anweisungen sind gegen unser Gewissen. Wir befolgen Vorschriften, die Menschen aufgestellt haben und nicht von Gott sind. Unser Glaube wird verdorben, wie wir es ja schon gesehen haben. Wir können nicht dem Souverän des Universums die Ehre geben, da wir ja Menschen folgen. Wenn sie zum Beispiel sagen, wir dürfen keinen Bart tragen, dann tragen wir keinen Bart. Wenn sie dann sagen, jetzt dürfen wir Bart tragen, dann lassen wir einen wachsen.

Aber was können wir tun? Selbst wenn wir in der Organisation schlimmste Dinge wie Spiritismus vorfinden, wissen wir nicht, was wir dagegen tun können. Auch die Ältesten wissen es nicht. Sie sind alle im System gefangen. Sollen wir etwa die Organisation verlassen? Dann geben wir doch alles auf, wofür wir so gekämpft haben. Soll ich am Ende denen, die nicht wollten, dass ich mich der Glaubensgemeinschaft anschließe, recht geben müssen? Sie haben ja keinen Glauben gehabt. Wir hingegen haben Glauben und sind deshalb Zeugen Jehovas geworden!

Wir brauchen den Glauben Abrahams!

Wenn wir den Glauben Abrahams hätten, dann könnten wir so handeln wie er. Er war bereit, sein Glaubenswerk Isaak zu opfern. Wir müssen uns nur vorstellen, dass Isaak für die Organisation steht. Wenn wir dasselbe zu tun bereit sind, dann können wir sozusagen die Verbindung zu der Organisation opfern. Wir werden voller Glauben an Jehova uns von der Organisation distanzieren können, keine Aufgaben mehr für die Organisation, keine Zusammenkünfte mehr. Wir müssen keine Angst haben, denn Abraham hatte auch keine Angst, nach seiner Opfertat mit leeren Händen dazustehen. Er glaubte fest an Jehova und dass er Isaak durch eine Auferstehung zurückerhalten würde. Und gewissermaßen erhielt er ihn auch durch eine Auferstehung zurück. Seine Bereitschaft, ihn zu opfern, genügte schon. Jehova gab ihm dann ein Opfertier anstelle von Isaak.

Das Passwort des Glaubens

Um auf dem Arbeitsplatz mit dem Computer zu arbeiten, muss man ein Passwort eintippen.

Jeder hat sein persönliches Passwort und er darf es niemals anderen verraten. Auch der Arbeitgeber kennt das Passwort nicht. Nun ist es wichtig, dass man ein sogenanntes starkes Passwort verwendet. Es besteht nicht nur aus vielen Zeichen, sondern muss auch sehr abwechslungsreich sein. Wenn die verwendeten Zeichen alle gleich wären, könnte man das Passwort leicht erraten und ein Fremder könnte sich Zugang verschaffen.

So ist es auch mit dem Glauben. Denn aus Glauben wollen wir das tun, was uns der unsichtbare Gott sagt, und das erfahren wir durch das Bemühen um genaue Erkenntnis. Wir wollen nicht einfach das tun, was uns gottlose Menschen sagen, denn das ist wieder Menschenherrschaft. Darum muss auch unser Glaube so sein wie ein starkes Passwort. Falls unser Glaube immer zu den gleichen Handlungen führen würde, dann wäre er wie ein schwaches Passwort.

Wir fingen an, aus unserem Glauben heraus aktiv zu werden. Es waren aber immer die gleichen Glaubenswerke. Dann schreiben uns die Ältesten, die ja Menschen sind, das vor, was wir aus Glauben und nicht wegen einer Vorschrift tun wollten. Sie haben unseren Glauben gehackt. Dann tun wir nur noch das, was uns Menschen sagen, denn sie erklären uns genau, was wir tun müssen, damit wir nicht „geistig schwach“ sind oder besser gesagt als „geistig schwach“ gelten.

Darum müssen wir aus unserem Glauben heraus jetzt anders handeln, auch wenn es für sie befremdend ist, oder auch wenn wir den gleichen Widerstand erleben wie früher, als wir Zeugen Jehovas wurden, nur jetzt von denen, die die Organisation vertreten (siehe die Abhandlung: »Unparteilichkeit«). Nur wenn wir so handeln wie Abraham, haben wir ein starkes Passwort und werden nicht gehackt. Darum sagte Jehova zu Abraham: Jetzt weiß ich wirklich, dass du Glauben hast. Er wollte damit sagen: Jetzt weiß ich wirklich, dass dein Passwort des Glaubens stark ist und nicht gehackt werden kann. Wer so ein Passwort des Glaubens hat, würde nicht mehr Sklave von Menschen werden. Er würde stets dem die Ehre geben, der mehr Autorität hat als alle Menschen.

Geht aus ihr hinaus, mein Volk

Wenn wir Glauben haben wie Abraham, dann sind wir genauso gehorsam. Jehova fordert uns auf: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk.“ gemäß Offenbarung 18:4 (NWÜ 1986). Hier sind nicht einfach nur unterschiedliche religiöse Organisationen gemeint, aus denen man hinausgehen soll. Denn in dem Bibeltext ist von „mein Volk“ die Rede. Jehova hat also ein Volk, das ihm gehört. Und als Zeuge Jehovas hat man das so verstanden, dass wir sein Volk sind. Und dieses gesamte Volk soll hinausgehen. Warum? Weil sich ihre Sünden „aufgehäuft haben bis zum Himmel“ und Gott ihrer Ungerechtigkeit gedacht hat.

Als ich meinen Dienst im Bethel angetreten hatte, wurde in einer Tagestextbesprechung betont, dass wir Jehova und unseren Brüdern vertrauen sollten. Da überlegte ich mir: Jehova vertraue ich uneingeschränkt. Er sagt immer die Wahrheit und das schon seit Jahrtausenden. Das kann ich durch die Bibel erkennen. Was er vor tausenden Jahren gesagt hat, bewahrheitet sich heute.

Aber die Brüder? Kann ich ihnen vertrauen? Da war ich skeptisch. Immerhin hatte ich ein Gehorsams- und Armutsgelübde unterschrieben. Ich hatte kein Einkommen, sondern nur Kost und Logis. Vielleicht muss ich mehr Vertrauen in sie setzen, dachte ich.

Neunzehn Jahre später wusste ich dann, was es tatsächlich mit dem Vertrauen zu den Brüdern auf sich hatte. Ich wurde einfach entlassen, grundlos, wie viele andere, die über 50 Jahre alt waren. Und dann hat man wieder Bedarf angemeldet und Jüngere eingeladen, anstelle der Entlassenen zu dienen. Zuvor sagte man noch, dass man diesen Dienst (unter dem Gelübde) zu seinem Lebensweg machen sollte. Gelübde, die man vor den Ohren Jehovas abgibt, gelten normalerweise ein Leben lang, wie in den Publikationen auch betont wird.

So wusste ich, dass man den Brüdern ganz und gar nicht vertrauen kann. Aber weil sie das Vertrauen zu ihnen mit dem Vertrauen zu Jehova gleichgesetzt hatten, reichen ihre Sünden bis zum Himmel. Mit dem Ausspruch: „Vertraue Jehova und den Brüdern“ hat man sozusagen beim Himmel geschworen, dass man ihnen (den Brüdern) vertrauen kann. Denn man hat ihnen ja nur deshalb vertraut, weil man Jehova vertrauen wollte. Ein Mangel an Vertrauen zu ihnen hätten sie als Mangel an Vertrauen zu Jehova und somit als Schwäche im Glauben ausgelegt. Er hätte als „geistig schwach“ gegolten.

Natürlich kann man noch viele andere Beispiele aufführen. Jeder hat seine eigenen Erfahrungen gemacht. Wie wir gesehen haben, sind die Merkmale für Babylon der Große, die den Glauben verdirbt, erfüllt. Darum bedeutet Gehorsam, aus dieser Machtstruktur hinauszugehen.
Das scheint den meisten nicht leicht zu fallen, denn man glaubt doch, dass dieses Volk und auch diese Organisation das Erbe der Verheißung ist. Jehova würde die Menschen, die eingesammelt worden sind, in die neue Welt führen. Darum brauchen wir einen Glauben wie Abraham, damit wir gehorsam sein können, bereit, die Organisation zu opfern. Jehova wird dann sein Teil tun. Er wird sein Volk, das sich vom Schlechten abwendet, nicht verlassen.

In Jesaja 25:1, 2 ist von der Organisation die Rede, die in Trümmern liegt. Jesaja preist Jehova hierfür, denn das ist notwendig, um zu Jehova zurückzukehren (Vers 3 bis 5). Aber schon in Jesaja 26:1 ist davon die Rede, dass wir eine starke Stadt haben. Genauso, wie Isaak nicht getötet wurde, sondern am Leben blieb und sie wirklich gemeinsam zu den Bediensteten zurückgekehrt sind, so wird Jehova die Glaubensgemeinschaft bewahren und sie mit der gemeinsamen reinen Sprache der Wahrheit als sein Volk bestehen lassen (siehe die Erklärungen in Jesaja 27:7-9 NWÜ 1986 mit Erklärungen).

Eine neue Tür zur Tätigkeit.

Wenn wir Glauben bewiesen haben, wie Abraham, und die Organisation geopfert haben, indem wir das Gebot Jehovas beachten, aus ihr hinauszugehen, dann sind wir keinesfalls arbeitslos. Dann wird sich uns eine neue Tür zur Tätigkeit öffnen.

Das Zeugnis, das wir seither gegeben haben, entspricht dem sechsten Engel, der seine Trompete bläst (siehe dazu Offenbarung 9:13-19 mit Erklärungen). Das neue Zeugnis, das wir von nun an geben können, entspricht dem des siebten Engels, der seine Trompete bläst. Und weil wir uns nicht mehr von Menschen vorschreiben lassen, was wir für unseren Glauben tun sollen, heißt es in Offenbarung 11:15 (NWÜ 1986):

„Das Königreich der Welt ist das Königreich unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird für immer und ewig als König regieren.“

Als die Ältesten über uns geherrscht haben, war es in Wirklichkeit das Königreich der Welt, nicht das Königreich Gottes. Aber die Welt ist doch draußen und nicht drinnen, würde hier jeder Zeuge Jehovas einwenden. Aber wenn wir den Begriff „Welt“ auf unparteiliche Art und Weise definieren, umfasst er alle menschlichen Regierungen und Herrschaftsformen. Es umfasst alle Herrschaftssysteme, in denen ein Kollektiv mit ihren menschlichen Anführern Vorschriften machen möchte. Und das ist eben auch drinnen so, wo es die Gerichtsbarkeit der Versammlung gibt und die Ältesten uns Vorschriften machen und die kollektiven Verhaltensvorschriften darlegen. Unparteilich meint: Es gibt keine Unterscheidung zwischen draußen und drinnen. Nur das, was tatsächlich der Fall ist, zählt.

Somit waren wir bisher im Königreich der Welt und das auch in der Versammlung. Doch jetzt ist das Königreich der Welt wirklich das Königreich unseres Herrn und seines Christus geworden!

Dann haben wir auch das Ziel der ernsten Bibelforscher erreicht und ihr Werk vollendet. Dann können wir wieder stolz auf unsere Geschichte sein und Rückblick halten. Das wird in Offenbarung, Kapitel 12 getan. Denn die Frau, die dort beschrieben wird, hat gesiegt. Das wird uns zuteil, wenn wir den Glauben Abrahams haben, der seinen Sohn Isaak zu opfern bereit war.

Weitere Einzelheiten über unsere zukünftige Tätigkeit erfahren wir in Hesekiel 39:8-16.

Die Menge Gogs

In Hesekiel 39:11, 15 ist von „Tal der Menge Gogs“ (NWÜ 1986) oder „Tal der Heerhaufen des Gog“ (Luther 2017) die Rede. Deshalb müssen wir zuerst verstehen, was die Menge Gogs ist.

Der Begründer der analytischen Psychologie, Carl Gustav Jung, sagte einmal Folgendes:

„Die Masse hat keine eigene Meinung, sie wird von wenigen Menschen gelenkt, die ihre eigenen Ziele verfolgen.“

Er glaubte, dass Einzelpersonen in einer Masse oft ihre individuelle Verantwortung und ihr kritisches Denken verlieren und sich stattdessen von den Emotionen und Impulsen der Gruppe leiten lassen. Dadurch können wenige manipulative Führer das Verhalten der Masse bestimmen.

Und das ist eben auch bei Jehovas Zeugen geschehen. Ihr ganzes Denken, Fühlen und Handeln wird von den wenigen beeinflusst, die in der Glaubensgemeinschaft die Führung übernehmen. Auf großen Kongressen sind Tausende Menschen versammelt, die einem Vortragsredner zuhören und danach Beifall klatschen. Mit seinem Beifall gibt man die gemeinschaftliche Bestätigung, dass man alles richtig findet, was der Redner gesagt hat. Man prüft nicht, ob das Gesagte mit dem eigenen Gewissen und der eigenen Erkenntnis aus seinem persönlichen Bibelstudium übereinstimmt. Da schon vor der Rede klar ist, dass man ganz sicher Beifall klatschen wird, hat man alles, was der Redner sagt, bereits im Voraus unterschrieben, obwohl man gar nicht weiß, ob man wirklich alles genauso sieht wie er.

Vielleicht lässt man auf der Bühne ein Kind zu Wort kommen, das erklärt, wie schwer es ihm fiel, seinen eigenen ausgeschlossenen Bruder zu meiden. Aber er hat es geschafft. Dafür erhält er Beifall von den tausenden Versammelten. Man hätte doch entsetzt sein müssen, wenn man hört, dass ein Kind dazu gebracht wird, seinen eigenen Bruder zu meiden.

Nach einem öffentlichen Gebet sagt man immer „Amen“. Damit erklärt man sogar seinem Gott, dass man das, was der Betende sagt, richtig findet. Vielleicht hat man gar nicht zugehört und hat keinesfalls geprüft, ob man wirklich zustimmen kann. „Er ist doch ein Ältester, der für das Gebet eingeteilt wurde. Er wird bestimmt das Richtige beten.“

Am Ende entsteht dadurch eine Massenverschwörung. Und das ist die Menge Gogs. Sie ist von dem Herrscher der Gewalt der Luft, Satan, dem Teufel, manipuliert worden (Epheser 2:2). Diese Menge von Menschen gehört am Ende ihm (siehe dazu auch den Beitrag »Die Sintflut zeigt, was wir vor Gott sind.«, außerdem Jesaja 29:7, 8 mit Erklärung; Offenbarung 11:11-13 mit Erklärung). Sie wird auch im Hohelied beschrieben (siehe die ganze Abhandlung).

Hamona und das Begraben

In vielen Bibelübersetzungen wird „die Menge“ (NWÜ 1886) oder „Heerhaufen“ (Luther 2017) mit dem Wort Hamon wiedergegeben. In Hesekiel 39:16 ist von einer Stadt mit dem Namen Hamona die Rede. Hamona ist also die Stadt des „Heerhaufens“ oder der „Menge“. Eine Stadt steht für eine Organisation. Bei dieser Stadt kann es sich um die Organisation handeln, die man früher „die Organisation Jehovas“ genannt hatte. Denn durch die neue Erkenntnis hat man erkannt, welcher Schaden durch sie entstanden ist und wie Satan, der Teufel, alle manipuliert hat, die eigentlich Jehova dienen wollten.

Die Organisation ist in einem verdorbenen Zustand und muss gereinigt werden. Die Dinge müssen richtiggestellt werden. Das ist eine Tätigkeit, die ebenfalls organisiert vonstattengeht. Somit gibt es weiterhin eine Organisation. Es ist wie bei Abraham, der bereit war, Isaak zu opfern, und er bekam ihn wie durch eine Auferstehung wieder zurück. Man kann nicht entscheiden, ob mit Hamona die ursprüngliche Organisation gemeint ist oder ob damit die neu geschaffene Einrichtung zur Beseitigung der Menge Gogs oder des Heerhaufens gemeint ist. Denn in Hesekiel 39:11 ist davon die Rede, dass man die ganze Menge Gogs oder der Heerhaufen des Gog begraben wird. Was ist damit gemeint?

Dies ist natürlich sinnbildlich zu verstehen. Wir müssen die Massenverschwörung auflösen. Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich. Jeder Einzelne hat ein Gewissen und muss prüfen, was wirklich mit Gottes Willen übereinstimmt. Wir dürfen unsere Verantwortung nicht mehr an die abgeben, die in der Glaubensgemeinschaft die Führung übernehmen. Da wir das in der Vergangenheit getan haben, müssen wir unsere frühere Geisteshaltung und Persönlichkeit begraben. Wir dürfen nicht mehr Teil einer Menschenmasse werden. Das Kollektiv hat nicht über uns zu bestimmen.

Wenn wir also den Glauben Abrahams haben und bereit sind, uns entschieden zu distanzieren, die Organisation mit ihren bisherigen Machtstrukturen zu opfern, dann werden wir diesen Reinigungsprozess erleben und wir dürfen uns aktiv daran beteiligen. Wir werden unsere Rolle in der bisherigen Organisation begraben und wieder erneut für die wahre Anbetung eintreten. Und Jehova wird uns reichlich segnen (siehe auch die Geschichte Kafkas »Ein Traum«).

Segnungen

Wenn wir einen Glauben wie Abraham haben, werden uns viele Segnungen zuteil. Wir werden dann nicht mehr in der Organisation Jehovas gefangen sein. Denn dann werden wir wirklich die Wahrheit erkennen und sie wird uns frei machen (Johannes 8:32).

In Hesekiel 39:17-20 ist davon die Rede, was Jehova für seine Diener tun möchte. Er wird den Sieg über alle schenken, die uns ausgebeutet haben. Wir werden ihnen mit demselben Maß zurückgeben können, mit dem sie gerichtet und verurteilt haben (Matthäus 7:1).

Es gibt noch zahlreiche andere Bibeltexte, durch die unsere geistige Befreiung beschrieben wird. Diese wurden in den Bibelstudien ausführlich beschrieben. Damit wir uns bewusst sind, dass eine solche Befreiung nötig ist, wird in den Kafka-Texten der unglückliche Zustand beschrieben. Aus ihm können wir uns durch einen Glauben wie den Abrahams befreien (siehe die Abhandlungen zu den Kafka-Texten).

einlandarzt

Die inspirierte Geschichte "Ein Landarzt" von Franz Kafka beschreibt in Symbolsprache, wie ich ein Zeuge Jehovas wurde und was ich dann erlebte!